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Die Frostkeule und der Lake Effect. Das passiert beim Wetter.

Die Wetterlage in Mitteleuropa bleibt stabil – oder vielmehr: stabil langweilig. Hochdruckgebiete dominieren die Region und sorgen für eine anhaltende Wetterkonstanz, die zumindest in den nächsten zwei Wochen keine Veränderung verspricht. Für Winterliebhaber, die sehnsüchtig auf Schnee warten, ist die Prognose weiterhin ernüchternd: Weiße Pracht bleibt aus. Eine Ausnahme gibt es jedoch für die Bewohner an der Ostsee, die unter bestimmten Bedingungen vom sogenannten Lake Effect profitieren können.

Lake Effekt Schnee in Bad Segeberg 09.02.2021

Dieses meteorologische Phänomen tritt häufig dann auf, wenn kalte Luftmassen aus nordöstlicher Richtung über Deutschland ziehen. Doch was genau verbirgt sich hinter diesem Effekt? Beim Lake Effect handelt es sich um ein lokales Wetterphänomen, das entsteht, wenn kalte, trockene Luft über eine vergleichsweise warme Wasseroberfläche – in diesem Fall die Ostsee – streicht.

Artikelbild:Die Frostkeule und der Lake Effect. Das passiert beim Wetter.
Das ECMWF simuliert derzeit einen Lake Effect welcher in der nächsten Woche die Küste der Ostsee erreichen wird. Dabei werden einige cm Schnee vom Himmel fallen.

Die warme Wasseroberfläche führt dazu, dass die darüberliegende Luft Feuchtigkeit aufnimmt und sich erwärmt. Diese feuchte Luft steigt auf, kühlt in höheren Luftschichten wieder ab und kondensiert, wodurch Wolken und letztlich Niederschläge entstehen. Besonders charakteristisch ist, dass diese Niederschläge oft in Form von Schnee auftreten, da die kalten Luftmassen die notwendigen Temperaturen mitbringen. Der Effekt ist dabei räumlich begrenzt und tritt vorwiegend in den Küstenregionen auf, die im Lee der Wasserfläche liegen. So kann es passieren, dass während in weiten Teilen Deutschlands trockenes Hochdruckwetter herrscht, die Ostseeküste von plötzlichen Schneefällen überrascht wird – ein kleiner Trost für Schneebegeisterte in einer sonst schneearmen Wintersaison.

Die Frostkeule und das Wetter-Wahnsinns-Wirrwarr

Es war einmal, in einem Land nicht allzu weit entfernt, wo die Menschen nach den wärmenden Strahlen der Sonne lechzten. Doch dann kam unser gestriger Artikel über die sogenannte Frostkeule, die uns bis zum 19. Februar mit eisigen Krallen packen sollte. Und was soll man sagen? Die Wettermodelle, die sich gestern noch so beharrlich wie ein Sturkopf an der Idee des milden Wetters festhielten, haben ihre Meinung geändert. Ja, das amerikanische GFS-Modell ist nun auf die kalte Seite gewechselt, als hätte es plötzlich einen Sinneswandel erlebt.

Artikelbild:Die Frostkeule und der Lake Effect. Das passiert beim Wetter.
Die Hochdruckgebiete bleiben weiterhin Wetterbestimmend über Mitteleuropa. Schneefall ist somit bis auf den Lake Effect ausgeschlossen.

Doch keine Panik, liebe Leser, eine Eiszeit wird es in Deutschland gewiss nicht geben. Das wäre auch zu dramatisch für unser kleines Land, das sich eher mit der Frage beschäftigt, ob man beim Glühwein noch einen Schuss Rum braucht oder nicht. Aber, und das ist das Ironische an der Sache, die Temperaturen am Alpenrand werden tatsächlich so tief sinken, dass selbst die Kälte-Fans im Allgäu eine Augenbraue heben könnten – bis zu minus 14 Grad. Das ist jedoch für die Allgäuer so spektakulär wie eine Sturmwarnung für die Nordlichter, was bedeutet, sie werden kaum mit der Wimper zucken.

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Am Alpenrad sind zumindest bsi zu -14 Grad möglich. Weiter in Richtung Österreich sogar -20 Grad. Ansonsten bleibt es bei -4 bis -10 Grad. Immerhin ein Hauch von Winterwetter.

Für den Rest von uns bleibt es bei einem frostigen, aber nicht besonders aufregenden Schauspiel: Minus 5 bis maximal minus 10 Grad. Und Schnee? Den können wir uns aus dem Kopf schlagen. Unter diesem massiven Hochdruck, der uns so fest im Griff hat wie ein Schraubstock, wird der Schnee weiterhin ein Mythos bleiben, ein Märchen, das nur in den Köpfen der Winterbegeisterten existiert.

So kommen wir zu dem Schluss, dass das Wetter in Deutschland einmal mehr zeigt, wie unvorhersehbar und doch so vorhersehbar es sein kann. Wir haben uns auf Kälte eingestellt, nur um zu erfahren, dass es trotz aller Modelle und Vorhersagen nie wirklich so kalt wird, wie wir es uns vielleicht wünschen oder fürchten. Also, wickelt euch warm ein, aber erwartet keine Wunder. Vielleicht sollten wir uns mehr Sorgen um die Glühwein-Vorräte machen als um die Wettervorhersagen.

Angelo D Alterio

Angelo D'Alterio ist ein leidenschaftlicher Autor auf dem Gebiet der Meteorologie, der sich bereits seit dem Jahr 2013 intensiv mit Wetterphänomenen auseinandersetzt. Mit einem tiefen Verständnis für Unwetterwarnungen und Synoptik hat Angelo im Laufe seiner Karriere einen bemerkenswerten Beitrag zur Meteorologie geleistet. Im Jahr 2015 setzte er sein Wissen und seine Begeisterung produktiv ein, indem er Mitgründer und Chef-Meteorologe der Unwetteralarm Schweiz GmbH wurde, einer Initiative, die bis zu seinem Ausscheiden im Jahr 2021 wuchs. Anschließend inspirierte Angelo D'Alterio die Gründung der Meteoleitstelle Hessen, wo er seine Fachkenntnisse weiterhin einbringt. Durch seine Erfahrungen und Spezialgebiete, insbesondere im Bereich Unwetterwarnungen, etablierte… More »
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