Freyung-Grafenau

Der Landkreis Freyung-Grafenau, im Bayerischen Wald gelegen, ist für seine dichten Wälder und malerischen Hügel bekannt. Doch die idyllische Region hat in den vergangenen Jahren wiederholt schwere Unwetter erlebt, die teils verheerende Schäden hinterließen. Starkregen, Stürme und Hagel haben die Gemeinden im Landkreis immer wieder an ihre Grenzen gebracht. Dieser Artikel bietet einen Rückblick auf die bedeutendsten Wetterereignisse der letzten Jahre und beleuchtet ihre Ursachen und Folgen.

Am Wochenende des 18. und 19. August 2017 zog ein schweres Unwetter über den Landkreis Freyung-Grafenau und das benachbarte Passau. Starkregen, heftige Winde und Gewitter richteten vor allem in den Wäldern massive Schäden an. Ganze Waldstücke wurden zerstört, besonders in Grainet und Hinterschmiding, wo Bäume wie Dominosteine fielen. Schätzungen zufolge beliefen sich die Schäden an den Wäldern auf bis zu 100 Millionen Euro.

Die Behörden richteten ein Bürgertelefon ein, und das Bayerische Finanzministerium stellte Notstandsbeihilfen bereit. Dennoch wurde kein flächendeckender Katastrophenfall ausgerufen, was lokal für Kritik sorgte. Bürgermeister und Feuerwehrkommandanten wie Roland Parockinger aus Heindlschlag fragten: „Was muss noch passieren?“ Die Einsatzkräfte leisteten dennoch Großartiges, und die Nachbarschaftshilfe wurde als vorbildlich gelobt.

Die Feuerwehr arbeitete mit Besen, Schaufeln und Drehleitern, um Schäden zu beheben. Trotz der Intensität überstanden zwei Jungstörche auf dem Dach der Nationalparkverwaltung das Unwetter – ein Hoffnungsschimmer nach einem ähnlichen Hagelsturm im Vorjahr, bei dem drei Jungtiere starben. Die Schäden waren erheblich, doch der Fokus lag auf der Verbesserung der Ausrüstung: Später wurden Wasser- und Schlammsauger angeschafft.

Am 29. Juli 2022 traf ein Unwetter das Grafenauer Land während eines Festes in Neuschönau. Eine Sturzflut bahnte sich ihren Weg durch die Hauptstraße, begleitet von Starkregen und Sturmböen. Feuerwehren hatten ein einsatzreiches Wochenende, auch in Waldkirchen wurden Schäden gemeldet. Videos zeigten, wie Wasser unter Bänken und Tischen hindurch schoss, während Besucher in Sicherheit gebracht wurden.

Die Schäden waren lokal begrenzt, doch sie verdeutlichten die Verwundbarkeit der Region bei schnellen, intensiven Regenfällen. Die Feuerwehr Grafenau war erneut gefordert, um die Lage zu stabilisieren.
Das wohl dramatischste Ereignis der letzten Jahre ereignete sich am Abend des 12. August 2023. Ein Unwetter von „gewaltigen Ausmaßen“ fegte über den südlichen Landkreis, mit Schwerpunkt in Waldkirchen. Sintflutartiger Regen (geschätzt über 100 mm in wenigen Stunden) führte zu großflächigen Überschwemmungen. Landrat Sebastian Gruber rief um 22:30 Uhr den Katastrophenfall aus – eine Premiere für den Landkreis. „So etwas in dieser Dimension haben wir bisher nicht erlebt“, betonte er.

Rund 400 Alarmierungen gingen ein, 90 bis 95 Prozent der Schäden konzentrierten sich auf Waldkirchen. Straßen wurden überflutet, Keller liefen voll, und ein VW-/Audi-Treffen sowie Urlauber im Ferienpark Jägerwiesen mussten evakuiert werden. In Grainet wurde ein Dach auf einen Stall geweht, in Stierberg ganze Waldstücke verwüstet. Schäden wurden auf über 100 Millionen Euro geschätzt, und Staatsminister Helmut Brunner sicherte Unterstützung zu. Trotz der Zerstörung gab es keine Personenschäden – ein Glück im Unglück.
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