Islandtief

Das Islandtief ist eines der zentralen Elemente der europäischen Wetterdynamik und spielt eine maßgebliche Rolle für die Wetterlage in Deutschland. Als quasi-stationäres Tiefdruckgebiet über dem Nordatlantik beeinflusst es mit seinen Ausläufern das Klima in Mitteleuropa mal mit mildem Regen, mal mit stürmischem Wind. Dieser Artikel beleuchtet die Entstehung, die Mechanismen und die Bedeutung des Islandtiefs für das Wetter in Deutschland.

Das Islandtief bildet sich im Bereich südlich bis südöstlich von Island, nahe der subpolaren Tiefdruckrinne. Es entsteht durch das Zusammentreffen kontrastreicher Luftmassen: Kalte, kontinentale Luft aus Neufundland und Grönland prallt auf die warme Strömung des Golfstroms. Diese Temperaturunterschiede führen zu einer Verwirbelung der Luft, die ein Tiefdruckgebiet erzeugt. Besonders im Winterhalbjahr ist das Islandtief stark ausgeprägt, da die Kontraste zwischen den Luftmassen тогда besonders groß sind. Im Sommer hingegen verlagert es sich weiter nördlich, etwa in die Labradorsee, und verliert an Intensität.

Obwohl es als „stationär“ bezeichnet wird, ist das Islandtief kein festes Gebilde. Es wird kontinuierlich durch neue, vom Westatlantik heranziehende Tiefs erneuert und wandert mit der Höhenströmung der Westwindzone. Sein Name rührt von der häufigen Positionierung in der Nähe Islands her, wo es als wetterwirksames Aktionszentrum agiert.

Das Islandtief steht in enger Beziehung zum Azorenhoch, einem Hochdruckgebiet über dem subtropischen Atlantik. Gemeinsam bilden sie die sogenannte Nordatlantische Oszillation (NAO), die den Druckunterschied zwischen diesen beiden Systemen beschreibt. Ist der Unterschied groß (positive NAO-Phase), sind die Westwinde stark, und milde, feuchte Luftmassen erreichen Deutschland. In einer negativen NAO-Phase ist der Druckunterschied geringer, was die Westwinddrift schwächt und oft kalte Luft aus Norden oder Osten nach Mitteleuropa bringt.

Dieses Zusammenspiel bestimmt, ob Deutschland von wechselhaftem Regenwetter, stürmischen Winden oder stabileren Hochdruckphasen geprägt wird. Das Islandtief ist dabei oft der „Unruhestifter“, der Tiefs und Fronten über den Atlantik lenkt.

Niederschläge: Ein Großteil der Regenfälle im westlichen und nordwestlichen Europa – und damit auch in Deutschland – geht auf die Aktivität des Islandtiefs zurück. Im Sommer bringt es oft feuchtkühle Luft, im Winter feuchtmilde Bedingungen. Randtiefs, die sich am Rand des Islandtiefs bilden, ziehen häufig über die Nordsee und sorgen für wechselhaftes Wetter mit Schauern oder Dauerregen.

Stürme: Besonders im Winterhalbjahr führt die starke Ausprägung des Islandtiefs zu orkanartigen Stürmen. Wenn sich am Rand des Tiefs sogenannte Sturm- oder Orkantiefs entwickeln, können diese mit der Westwinddrift bis nach Deutschland ziehen. Beispiele wie das Orkantief „Zoltan“ (Dezember 2023) zeigen, wie solche Systeme heftige Winde und Niederschläge mit sich bringen.

Mildes Winterwetter: Die feuchtmilden Luftmassen des Islandtiefs sind oft der Grund, warum Deutschland selten weiße Weihnachten erlebt. Statt Schnee dominieren milde Temperaturen und Regen, besonders wenn die Westwinde ungehindert durch das Zusammenspiel mit dem Azorenhoch nach Mitteleuropa strömen.

Wechselhaftigkeit: Das Islandtief trägt zur typischen Unbeständigkeit des deutschen Wetters bei. Zwischenhochs bringen zwar kurzzeitige Wetterberuhigung, doch die ständige Erneuerung des Tiefs durch atlantische Systeme sorgt dafür, dass stabile Phasen selten lange anhalten.
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