Lake Effect

Der Lake Effect oder auf Deutsch „Seeeffekt“ ist ein faszinierendes und zugleich beeindruckendes meteorologisches Phänomen, das vor allem in Regionen mit großen Binnengewässern auftritt. Besonders bekannt ist es in Nordamerika, etwa an den Großen Seen (Great Lakes), wo es im Winter zu massiven Schneefällen führen kann. Doch auch in anderen Teilen der Welt, einschließlich Europa, kann der Lake Effect unter bestimmten Bedingungen beobachtet werden. Dieser Artikel erklärt, wie der Lake Effect entsteht, welche Faktoren ihn beeinflussen und welche Auswirkungen er auf Mensch und Natur hat.

Der Lake Effect tritt auf, wenn kalte, trockene Luftmassen über ein relativ warmes Gewässer ziehen. Dies geschieht häufig im Spätherbst und Winter, wenn die Temperaturunterschiede zwischen Wasser und Luft besonders groß sind. Die warme Wasseroberfläche erwärmt die darüberliegende Luft, die dann Feuchtigkeit aufnimmt und aufsteigt. Sobald diese feuchte, warme Luft auf kältere Luftschichten trifft oder an Land auf höheres Terrain stößt, kühlt sie ab, kondensiert und bildet Wolken. Das Ergebnis sind oft intensive Niederschläge meist in Form von Schnee, wenn die Temperaturen niedrig genug sind.

Die Großen Seen in den USA, wie der Lake Superior oder der Lake Erie, sind klassische Beispiele. Wenn arktische Kaltluft aus Kanada über die noch warmen Seen weht, kann dies sogenannte „Lake Effect Snow“ auslösen: heftige Schneebänder, die lokal bis zu mehrere Meter Schnee innerhalb weniger Stunden abladen.
Welche Faktoren spielen eine Rolle?
Mehrere Bedingungen müssen zusammenkommen, damit der Lake Effect voll zur Wirkung kommt:
  1. Temperaturkontrast: Ein signifikanter Unterschied zwischen der Wassertemperatur (oft 5–10 °C oder wärmer im Herbst) und der darüberziehenden Luft (oft unter 0 °C) ist entscheidend.
  2. Windrichtung und -stärke: Der Wind muss die feuchte Luft vom See ans Land tragen. Eine gleichmäßige Windrichtung über längere Strecken verstärkt den Effekt.
  3. Geografie: Die Lage des Landes relativ zum See beeinflusst die Niederschlagsmuster. Hügel oder Berge in Windrichtung können die Luft zusätzlich aufsteigen lassen und den Niederschlag intensivieren.
  4. Seegröße: Je größer die Wasserfläche, desto mehr Feuchtigkeit kann aufgenommen werden, was die Schneemengen steigert.
In den USA sind Städte wie Buffalo (New York) oder Cleveland (Ohio) am Erie- und Ontariosee berüchtigt für ihre Lake-Effect-Schneefälle. Im November 2022 etwa lähmte ein solches Ereignis Buffalo mit über zwei Metern Schnee in nur 48 Stunden – Straßen wurden unpassierbar, Schulen geschlossen, und die Nationalgarde musste eingreifen. Diese extremen Schneebänder sind oft schmal, manchmal nur 10–20 Kilometer breit, was bedeutet, dass benachbarte Gebiete kaum betroffen sein können, während andere unter Schnee begraben werden.

Die „Snow Belt“-Regionen südlich und östlich der Großen Seen leben mit diesem Phänomen: Es bringt einerseits Herausforderungen für Verkehr und Infrastruktur, andererseits aber auch touristische Chancen, etwa für Skigebiete.
In Europa ist der Lake Effect weniger ausgeprägt, da es kaum Gewässer von der Größe der Großen Seen gibt. Dennoch kann er in kleineren Maßstäben auftreten. Am Bodensee etwa wurden vereinzelt Lake-Effect-Schneefälle beobachtet, wenn kalte Nordostwinde über das vergleichsweise warme Wasser ziehen. Im Januar 2019 berichteten Anwohner in Konstanz von verstärktem Schneefall auf der deutschen Seite, während die Schweizer Seite weitgehend verschont blieb – ein mögliches Zeichen des See-Effekts.
Auch an der Ostsee, etwa in Mecklenburg-Vorpommern, kann der Lake Effect bei starken Kaltlufteinbrüchen aus Nordosten Schnee an der Küste verstärken. Allerdings bleibt der Effekt hier meist schwächer, da die Ostsee kleiner ist und oft schneller abkühlt oder zufriert.
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