Orkantief Gilles

Im Januar 2025 zog das Orkantief „Gilles“ über den Nordatlantik und brachte eine Welle extremer Wetterbedingungen nach Europa. Besonders die Britischen Inseln, allen voran Irland, waren von diesem außergewöhnlich starken Sturm betroffen, der als potenzieller „Jahrhundertsturm“ in die Geschichte eingehen könnte. Auch Deutschland spürte die Ausläufer dieses mächtigen Tiefdruckgebiets. Dieser Artikel beleuchtet die Entstehung, den Verlauf und die Folgen von „Gilles“.

„Gilles“, vom UK Storm Center auch „Éowyn“ genannt, formierte sich am 22. Januar 2025 über dem Nordatlantik vor Neufundland. Innerhalb von nur 24 Stunden durchlief der Sturm eine sogenannte Bombogenese eine rapide Vertiefung des Luftdrucks um mehr als 24 Hektopascal (hPa). Von etwa 995 hPa sank der Kerndruck auf 943,5 hPa, gemessen in Malin Head an der Nordküste Irlands am 23. Januar um 08:00 Uhr Ortszeit. Diese explosive Entwicklung wurde durch starke Höhenwinde und den Jetstream angetrieben, der „Gilles“ eine enorme Dynamik verlieh.

Meteorologen diskutieren, ob die extremen Windspitzen – teils über 200 km/h – auf einen sogenannten Sting Jet oder einen Cold Conveyor Belt zurückzuführen sind. Beide Phänomene sind typisch für Shapiro-Keyser-Zyklonen, eine spezielle Form von Sturmtiefs, die „Gilles“ zuzuordnen ist. Die Kombination aus warmer Atlantikluft und kalten Polarluftmassen schuf die perfekten Bedingungen für dieses Wettermonster.

„Gilles“ traf in der Nacht zum 23. Januar auf die irische Küste und brachte Windgeschwindigkeiten von 180 bis 240 km/h mit sich – Werte, die den bisherigen irischen Rekord von 191 km/h übertrafen. Der irische Wetterdienst Met Éireann gab die höchste Warnstufe „Rot“ aus, und Meteorologen prognostizierten Wellenberge von 10 bis 15 Metern Höhe auf dem Atlantik. In Irland und Großbritannien wurden Flughäfen geschlossen, Fährverbindungen eingestellt und ganze Küstenabschnitte evakuiert. Umgestürzte Bäume, abgedeckte Dächer und großflächige Stromausfälle prägten die Lage.

In Deutschland erreichten die Ausläufer von „Gilles“ am Freitag, den 24. Januar, den Westen und Norden des Landes. Besonders von der Eifel bis nach Kiel wurden schwere Sturmböen bis zu 100 km/h gemessen, vor allem in Verbindung mit Schauern und Gewittern entlang der Kaltfront. An der Nordseeküste und auf dem Brocken waren die Böen am stärksten, blieben jedoch weit unter den orkanartigen Werten der Britischen Inseln. Typische Schäden in Deutschland umfassten umgestürzte Bäume, kleinere Stromausfälle und Verkehrsbehinderungen. Der Deutsche Wetterdienst (DWD) betonte, dass die größten Gefahren von herabfallenden Ästen und Bäumen ausgingen.

 

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