Polare Kaltluft
Der Begriff “polare Kaltluft” taucht immer wieder in Wetterberichten auf, besonders wenn ungewöhnlich kalte oder wechselhafte Wetterlagen über Mitteleuropa hereinbrechen. Doch was genau verbirgt sich hinter diesem meteorologischen Begriff, und wie beeinflusst er unser Wetter? In diesem Artikel beleuchten wir die Natur der polaren Kaltluft und ihre weitreichenden Folgen.
Polare Kaltluft bezeichnet eine Luftmasse, die ihren Ursprung in den Polarregionen, also in der Nähe des Nord- oder Südpolarkreises, hat. Diese Luft ist durch die geringe Sonneneinstrahlung in diesen Breitengraden extrem kalt und meist trocken. Sie entsteht über den eisbedeckten Flächen des Arktischen Ozeans oder der Antarktis und wird durch starke Höhenwinde, wie den Jetstream, in südlichere Regionen transportiert.
Meteorologen unterscheiden dabei zwischen “arktischer” und “polarer” Kaltluft, wobei erstere noch kälter ist und direkt aus der Arktis stammt, während polare Kaltluft eher aus den Randzonen der Polarregionen kommt. In Europa reden wir größtenteils von polaren Luftmassen, die über den Nordatlantik oder Skandinavien zu uns gelangen.
Der Transport dieser kalten Luftmassen erfolgt häufig durch Tiefdruckgebiete, die sich über dem Nordatlantik bilden. Diese Tiefs ziehen die Kaltluft in einem sogenannten „Kaltlufteinbruch“ nach Süden. Besonders markant wird dies, wenn der Jetstream – ein starkes Windband in der oberen Troposphäre – eine wellenförmige Struktur annimmt. Solche Wellen, auch Rossby-Wellen genannt, können dazu führen, dass kalte Luft tief nach Mitteleuropa vordringt, während gleichzeitig warme Luftmassen nach Norden geschoben werden.
Ein typisches Szenario ist der Übergang von einer milden Wetterlage zu einem plötzlichen Temperatursturz. Das passiert oft im Frühjahr oder Herbst, wenn die Temperaturunterschiede zwischen den Polarregionen und den mittleren Breiten besonders groß sind.
Der offensichtlichste Effekt ist ein deutlicher Rückgang der Temperaturen. Innerhalb weniger Stunden können die Werte um 10 bis 15 Grad Celsius sinken. Im Winter kann dies zu Frost oder sogar Schneefällen führen, selbst in tieferen Lagen, während im Frühjahr oder Herbst die milden Tage abrupt enden.
Wenn polare Kaltluft auf wärmere, feuchte Luftmassen trifft – etwa über dem Mittelmeer oder dem Nordatlantik – entsteht eine labile Schichtung der Atmosphäre. Die kalte Luft sinkt, während die warme Luft aufsteigt, was die Bildung von Schauern, Gewittern oder sogar Superzellen begünstigt. Besonders im Sommer oder Spätfrühling kann dies zu heftigen Wetterereignissen wie Starkregen oder Hagel führen.
Da polare Kaltluft meist trocken ist, kann sie nach dem Durchzug eines Tiefs auch für klare, sonnige Tage sorgen – allerdings bei sehr niedrigen Temperaturen. In der Nacht führt die geringe Wolkendecke dann oft zu starkem Auskühlen und Bodenfrost.
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