Schwüle

Schwüle – jene drückende Kombination aus Hitze und hoher Luftfeuchtigkeit – ist mehr als nur ein unangenehmes Wetterphänomen. Besonders in den Sommermonaten kann sie den Alltag erheblich beeinträchtigen und den menschlichen Körper vor Herausforderungen stellen. Doch was genau passiert bei schwülem Wetter im Organismus, und warum reagieren wir so unterschiedlich darauf? Dieser Artikel beleuchtet die Ursachen von Schwüle, ihre physiologischen Effekte und Tipps, um besser damit umzugehen.
Schwüle entsteht, wenn warme Temperaturen mit einer hohen relativen Luftfeuchtigkeit einhergehen. Die Luft ist dann mit Wasserdampf gesättigt, was die Verdunstung von Schweiß auf der Haut erschwert – ein zentraler Mechanismus zur Regulierung der Körpertemperatur. In der Meteorologie spricht man oft von einer „gefühlten Temperatur“ oder dem sogenannten Hitzeindex, der die Kombination aus Temperatur und Feuchtigkeit beschreibt. Bei 30 Grad Celsius und 80 % Luftfeuchtigkeit kann es sich beispielsweise wie über 40 Grad anfühlen. Solche Bedingungen treten in Mitteleuropa zwar seltener auf als in tropischen Regionen, doch der Klimawandel lässt sie auch hier häufiger werden.
Der menschliche Organismus ist darauf ausgelegt, seine Kerntemperatur bei etwa 37 Grad Celsius zu halten. Schwüle stört diesen Prozess erheblich, da die Verdunstungskühlung – das Schwitzen – weniger effektiv wird. Folgende Effekte treten auf:
  1. Überlastung des Herz-Kreislauf-Systems: Bei hoher Luftfeuchtigkeit muss das Herz stärker arbeiten, um Blut an die Hautoberfläche zu pumpen und Wärme abzugeben. Der Blutdruck kann sinken, was zu Schwindel oder sogar Ohnmacht führen kann, insbesondere bei älteren Menschen oder Personen mit Vorerkrankungen.
  2. Atemprobleme: Die feuchte, warme Luft fühlt sich „dick“ an und kann das Atmen erschweren. Für Menschen mit Asthma oder chronischen Lungenerkrankungen wird die Sauerstoffaufnahme mühsamer, was zu Kurzatmigkeit führen kann.
  3. Dehydrierung: Da der Körper mehr schwitzt, um sich abzukühlen, verliert er Flüssigkeit und Elektrolyte wie Natrium und Kalium. Ohne ausreichende Flüssigkeitszufuhr drohen Kopfschmerzen, Müdigkeit und im Extremfall Hitzeschläge.

    • Psychische Belastung: Schwüle wirkt sich auch auf die Psyche aus. Studien zeigen, dass hohe Luftfeuchtigkeit die Konzentrationsfähigkeit mindert, Reizbarkeit fördert und den Schlaf stört – ein Grund, warum viele bei schwülem Wetter von Erschöpfung berichten.
    • Hautausschläge und Infektionen: Die feuchte Umgebung begünstigt das Wachstum von Bakterien und Pilzen auf der Haut, was zu Hautreizungen oder Infektionen führen kann, besonders in Hautfalten.
    Während kurzfristige Beschwerden wie Müdigkeit oder Kopfschmerzen meist harmlos sind, können längere Phasen schwülen Wetters ernsthafte Folgen haben. Wiederholte Überhitzung kann das Herz-Kreislauf-System dauerhaft schädigen, und chronische Dehydrierung belastet die Nieren. In extremen Fällen, etwa bei Hitzewellen mit anhaltender Schwüle, steigt die Sterblichkeitsrate – ein Phänomen, das bei der Hitzewelle 2003 in Europa deutlich wurde, als tausende Menschen starben.
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