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Unwetter in Bayern und Baden-Württemberg: Hagel, Sturm und erhebliche Schäden

München/Ulm. Heftige Gewitter mit Starkregen, großem Hagel und orkanartigen Böen haben am 4. Juni 2025 in Teilen Bayerns und Baden-Württembergs schwere Schäden verursacht. Besonders betroffen waren der Raum Ulm an der Landesgrenze sowie Regionen in Oberbayern. Dächer wurden abgedeckt, Bäume entwurzelt, Keller überflutet und der Bahn- und Straßenverkehr zeitweise beeinträchtigt. Verletzt wurde nach bisherigen Informationen niemand, doch die Sachschäden sind erheblich. Wetterdienste warnten vor der Unwetterlage bereits im Vorfeld eindringlich – örtlich war sogar ein Tornado nicht auszuschließen.

Dächer abgedeckt und umgestürzte Bäume in Baden-Württemberg

Beschädigte Hausdächer im Ulmer Stadtteil Donaustetten: Mehrere Reihenhäuser wurden durch den Sturm unbewohnbar.

Im Stadtgebiet Ulm hinterließ ein lokales Unwetter eine Spur der Verwüstung. Am Abend gegen 19 Uhr zog ein kurzes, extrem heftiges Gewitter über die Donau-Stadt hinweg und bewegte sich dann weiter in Richtung Bayern. Begleitet von Hagel und Orkanböen richtete der Sturm vor allem im Ulmer Stadtteil Donaustetten massive Schäden an: Dort deckte der Sturm die Dächer von mindestens zwei Reihenhäusern ab, die daraufhin unbewohnbar wurden. „Der Schwerpunkt lag in Donaustetten – dort sind zweieinhalb Reihenhäuser abgedeckt worden, sodass die Gebäude nicht mehr bewohnbar sind“,

Großer Hagel und schwere Sturmböen waren die Folge

Verletzt wurde glücklicherweise niemand. Die Feuerwehr vermutet als Ursache eine kleine Windhose (ein eng begrenzter Tornado), die sich durch zwei bis drei Straßenzüge gezogen habe. In einem Umkreis von etwa einem Kilometer wurden Dächer teils komplett abgedeckt, während es andernorts im Stadtgebiet nur einzelne lose Ziegel gab. Ein Anwohner sprach von einem Totalschaden an seinem Auto durch herabstürzende Trümmerteile.

Auch im weiteren Umkreis von Ulm sorgte der Sturm für umgestürzte Bäume und Behinderungen. Entlang der Landstraße L240 bei Donaustetten knickten Fallböen innerhalb kurzer Zeit sechs große Bäume ab. Zahlreiche Straßen und Wege wurden durch Windbruch blockiert, bis Einsatzkräfte die Hindernisse beseitigten. Nach Angaben der Südwest Presse musste die Feuerwehr allein in den Ulmer Stadtteilen Donaustetten und Gögglingen rund 50 Mal ausrücken, um die Sturmschäden zu bewältigen. Gegen 19:30 Uhr beruhigte sich die Wetterlage dort vorerst wieder, nachdem es zuvor im Minutentakt Blitze und Donner gegeben hatte.

Hagelchaos und Überschwemmungen in Bayern

Während Südwestdeutschland am Mittwochabend mit den Gewittern kämpfte, wurde auch im Süden Bayerns die Lage zeitweise kritisch. Die Gewitterfront, die über Ulm hinweggezogen war, verstärkte sich gebietsweise über dem bayerischen Alpenvorland. Besonders Oberbayern meldete bereits in der Nacht zum Mittwoch extreme Wetterereignisse. Am späten Dienstagabend (3. Juni) hatte sich über dem Walchensee eine sogenannte Superzelle gebildet – ein rotierendes Starkgewitter, das enorme Regen- und Hagelmengen abgeladen hat.

In der Gemeinde Wallgau (Landkreis Garmisch-Partenkirchen) fielen so große Hagelmassen vom Himmel, dass Anwohner mit Schneeschaufeln anrücken mussten, um die weißen Eiskörner von Straßen und Höfen zu räumen. Innerhalb kürzester Zeit kamen örtlich rund 50 Liter Regen pro Quadratmeter zusammen, wodurch die Kanalisation überfordert war. Straßen verwandelten sich in Sturzbäche; das Wasser stand in Wallgau stellenweise bis zum Bordstein, auch Autofahrer hatten Mühe, auf den überfluteten Fahrbahnen voranzukommen – laut Augenzeugen herrschten mancherorts Verhältnisse „wie im tiefsten Winter“ durch den liegengebliebenen Hagel.

Golfballgroße Hagelkörner sorgten in Teilen Oberbayerns für winterliche Szenen im Frühsommer.

In der Region Garmisch-Partenkirchen hielten Starkregen und Hagel die Einsatzkräfte bis in die Nachtstunden auf Trab. Besonders die Gemeinden Farchant und Oberau nordwestlich von Garmisch waren stark betroffen: Innerhalb weniger Minuten gingen dort solche Mengen Hagel nieder, dass Gullys verstopften und das Wasser nicht mehr abfließen konnte. Die Hagelschicht türmte sich mancherorts bis zu 40 Zentimeter hoch, sodass die Bewohner wiederum zu Schneeschaufeln greifen mussten.

Solche Wolkenformationen konnte man gestern im Raum Bayern beochachten

Gleichzeitig führten die Regenmassen zu Überflutungen; mehrere Keller liefen voll und Straßen wurden zu reißenden Bächen, wie die Polizei mitteilte. Selbst unter dem Vordach einer Tankstelle in Oberau suchten Autofahrer Schutz vor dem Unwetter, während die Feuerwehr Partenkirchen im Dauereinsatz war, um umgestürzte Bäume zu beseitigen und vollgelaufene Keller auszupumpen.

Beeinträchtigungen: Veranstaltung abgebrochen, Spiel verzögert

Die Unwetter sorgten nicht nur für Schäden, sondern brachten auch den Veranstaltungsplan durcheinander. Aus Angst vor Blitzschlag und Sturm wurde in Regensburg am Abend vorsorglich ein Campusfest mit mehreren tausend Besuchern abgebrochen. „Der Freistaat rüstet sich für Unwetter“, hatten die Verantwortlichen zuvor gewarnt – tatsächlich rechnete die Meteoleitstelle am Mittwoch zwischen Schwaben und Bayerwald mit der größten Unwettergefahr. Obwohl es in Regensburg letztlich bei Regen und Donnern blieb, entschied man sich aus Sicherheitsgründen zur frühzeitigen Räumung des Festgeländes. Auch in anderen Städten Süddeutschlands hielten sich die Behörden bereit, Großveranstaltungen notfalls zu unterbrechen.

Eine gewaltige Gewitterfront zog über 89335 Ichenhausen Foto: Daniel Lewandowski

Ein prominentes Beispiel für die Wetterkapriolen lieferte München: Dort sollte am Abend das Halbfinale der Fußball-Nations-League zwischen Deutschland und Portugal in der Allianz-Arena angepfiffen werden. Kurz vor Spielbeginn entlud sich jedoch auch über München ein Gewitter mit Platzregen und Hagel. Das Aufwärmprogramm der Spieler musste unterbrochen werden – Nationaltorhüter Marc-André ter Stegen und sein portugiesisches Gegenüber flohen vor den Hagelkörnern in die Kabine. Auch die Zuschauer auf den Tribünen suchten Schutz vor dem Wolkenbruch und dem teils großkörnigen Hagel. Der DFB zufolge verzögerte sich der Anpfiff der Partie um rund zehn Minuten, bis das Schlimmste vorüber war.

Ernsthafte Schäden oder Verletzte gab es im Stadionumfeld nicht; das Gewitter zog rasch weiter nach Norden ab. Dennoch zeigte der Vorfall exemplarisch, dass selbst Ballungsräume wie München von den Unwettern nicht verschont blieben – am Nachmittag hatte man noch gehofft, die Gewitterfront könnte nördlich an München vorbeiziehen. Diese Hoffnung erfüllte sich nicht ganz, doch insgesamt konnten weite Teile Bayerns am Ende aufatmen: Die befürchteten, extremen Superzellen trafen vor allem kleinere Gebiete mit voller Wucht, während andere Landesteile verschont blieben.

Mittlerweile hat sich die Wetterlage beruhigt, es sich nur noch lokale Schauer im Südwesten von Deutschland unterwegs.

Carmen Rommel von der Meteoleitstelle spricht von einer klassischen Schwergewitterlage, wie sie in dieser Intensität eher selten auftritt. Dass es keine Todesopfer gab, führen viele auf die rechtzeitigen Warnungen zurück. „Wir haben Glück gehabt, dass es vor allem Sachschäden gab“, resümierte Rommel. Für den kommenden Feiertag und die folgenden Tage entspannte sich die Wetterlage etwas – doch nach dem Unwetter ist vor dem Unwetter: Bereits am Wochenende könnten neue Gewitter aufziehen, wenngleich voraussichtlich nicht in dem Ausmaß wie gestern.

Carmen Rommel

Herzlich willkommen in der Welt des Hessenwetters! Mein Name ist Carmen Rommel, und seit 2015 teile ich meine Leidenschaft für Meteorologie und soziale Medien mit einer wachsenden Gemeinschaft. Angefangen habe ich damals bei der Unwetteralarm GmbH, wo ich als Social Media Beauftragte nicht nur Erfahrung sammeln, sondern auch die Liebe zum Detail und die Dynamik des Wetters entdecken konnte. Heute widme ich meine Tage der Betreuung der Gruppe "Mein schönes Hessen" bei der Meteoleitstelle Hessen und bringe Licht in das oft so launische Wetter im Herzen Deutschlands. Als Redakteurin stürze ich mich täglich in die spannenden Facetten des Hessenwetters –… More »

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