Es ist erstaunlich, dass bis heute noch keiner der selbst ernannten Wetterexperten die erste Prognose für das Weihnachtswetter im Internet verbreitet hat. Wo bleibt der allseits beliebte 100-jährige Kalender, das bevorzugte Werkzeug des betrunkenen Redakteurs am Freitagabend? Seriöse Meteorologen mögen darüber nur lachen, aber im Herzen Deutschlands wartet man gespannt darauf, dass die erste Eilmeldung erscheint, um unseren Durst nach weißen Weihnachten zu stillen.
Ganz Deutschland hält den Atem an, „Wird es dieses Jahr endlich weiße Weihnachten geben?“, fragt sich die Nation. Und während wir alle in die App auf unserem Smartphone starren, um die neuesten Schneefall-Prognosen zu überprüfen, habe ich hier eine bahnbrechende, 100-prozentige Vorhersage: Die Bewohner des Nordpolarkreises werden auf jeden Fall weiße Weihnachten erleben.
Schnee: Schnee ist eng mit der Vorstellung von Weihnachten verbunden, besonders in Ländern, wo Winter und Weihnachten zeitgleich stattfinden. Der Schnee symbolisiert Reinheit, Stille und die Magie der Weihnachtszeit. Die Sehnsucht nach einem „Weiße Weihnachten“ ist tief in der Kultur verankert, auch wenn die Wahrscheinlichkeit dafür stark von der geografischen Lage abhängt.
Man benötigt keinen promovierten Meteorologen, um zu wissen, dass Skandinavien und andere polare Regionen traditionell einen garantierten Schneefall um die Weihnachtszeit erleben. Da kann man getrost seiner Fantasie freien Lauf lassen und ein romantisches Bild von schneebedeckten Tannenbäumen und gemütlichen Feuerplätzen malen. Doch, hier in Deutschland? Vergessen Sie es! Egal, was sie lesen; ob auf der Zugspitze oder im Flachland – niemand kann mit Sicherheit sagen, wie das Wetter an den Festtagen sein wird.
Und hier kommt mein wohlmeinender Ratschlag für alle Wetter-Sensationsliebhaber: Ignorieren Sie solche Artikel! Das ist der einzige Weg, die Flut des Sensationsjournalismus einzudämmen. Der Weihnachtswetterwahnsinn lebt von unserer Neugier und Sensationslust. Doch wenn wir einmal konsequent die Veröffentlichungen ignorieren, die sich darauf verlassen, dass wir auf jeden Klick Geldwert schielen, dann bekommt auch diese Art der Berichterstattung den frostigen Wind der Nichtbeachtung zu spüren.
Das letzte Mal gab es hierzulande im Jahr 2010 verbreitet weiße Weihnachten. Vor 13 Jahren war die Schneedecke laut DWD am Morgen des 24. Dezember noch lückenhaft, aber “bis zum Heiligen Abend sorgte dann Neuschnee für eine Schneedecke in ganz Deutschland” Solche mehr oder weniger flächendeckenden weißen Weihnachten sind selten. Insgesamt gab es das seit den 1960er-Jahren nur viermal – vor 2010 noch 1962, 1969 und 1981. Quelle: Tagesschau
Stattdessen schenken Sie Ihr Vertrauen seriösen Wetterdiensten wie der Meteoleitstelle. Hier erhalten Sie tagtäglich fundierte Informationen und Prognosen aus erster Hand und müssen sich nicht auf die wild spekulierenden Bauernregeln verlassen. Warum also die Hysterie um einen meteorologischen Zufall weiter anheizen, wenn die Wahrheit ohnehin tagtäglich aus den Wetterdienstquellen sprudelt?
Also, meine Damen und Herren: Bleiben Sie gelassen, bewahren Sie Ihre innere Ruhe – und denken Sie daran, dass es schlussendlich darauf ankommt, wie Sie das Fest im Inneren begehen, nicht nur unter dem vom Schnee schwerer werdenden Dach. Fröhliche, selbstverständlich wetterunabhängige Weihnachten schon mal im Voraus!