Europa könnte in diesem Jahr erneut einen Sommer erleben, der in die Geschichtsbücher eingeht. Verschiedene Klimamodelle, darunter Prognosen des Europäischen Zentrums für mittelfristige Wettervorhersagen (EZMW), deuten auf eine auffällige Häufung von Hitzewellen und langanhaltender Trockenheit hin. Auch ein auffälliges Temperaturmuster im Nordatlantik gilt als ernstzunehmendes Warnsignal für einen extrem warmen Sommer 2025.
Angelo D Alterio von der Meteoleitstelle erklärt: “Wir sehen in den Modellen ein besorgniserregendes Zusammenspiel aus erhöhten Meerestemperaturen, blockierenden Hochdrucklagen und einer ausbleibenden Westwindzirkulation. All das spricht dafür, dass wir uns erneut auf einen außergewöhnlich heißen und trockenen Sommer einstellen müssen.”
Warnsignale aus dem Atlantik
Eine der aktuell brisantesten Erkenntnisse stammt aus dem Max-Planck-Institut für Meteorologie in Hamburg. Dort beobachtet man seit Jahren eine auffällige Korrelation: Wenn der Nordatlantik drei Jahre in Folge überdurchschnittlich hohe Temperaturen aufweist, folgt mit hoher Wahrscheinlichkeit ein extremer Hitzesommer in Europa. 2025 wäre, so die Forscherin Lara Wallberg, das „dritte Jahr“ in einer solchen Serie.
“Das bedeutet nicht, dass es definitiv ein Hitzesommer wird, aber die Wahrscheinlichkeit ist deutlich erhöht”, so Wallberg. Von den elf bisher extremsten Sommern seit den 1960er-Jahren hätte man mit dieser Methode viele bereits frühzeitig erkennen können – auch den legendären Sommer 2003.
Tote durch Hitze: Ein unterschätztes Risiko
Besonders fatal sind Hitzewellen nicht nur für Landwirtschaft und Wasserversorgung, sondern auch für die menschliche Gesundheit. Laut WHO forderte der Hitzesommer 2003 in Europa rund 70.000 Todesopfer. Allein in Deutschland starben damals rund 7.600 Menschen an den Folgen der extremen Hitze.
“Das Gefahrenpotenzial eines solchen Sommers wird oft unterschätzt. Besonders ältere Menschen, chronisch Kranke und städtische Bevölkerungen leiden unter der Hitzebelastung”, betont Angelo D Alterio. “Städte müssen mehr in Begrünung, Verschattung und Hitzeschutz investieren.”
Landwirtschaft im Alarmmodus
Nicht nur die Stadtplanung, auch die Landwirtschaft muss sich anpassen. Laut Wallberg könnte die neue Prognosemethode Landwirten helfen, früher auf mögliche Ernteausfälle zu reagieren. “Wer weiß, dass ein besonders trockener Sommer bevorsteht, kann gegebenenfalls auf weniger wasserintensive Pflanzen setzen und sich auf dürre bedingte Risiken besser vorbereiten.”
Prognosen auf wissenschaftlichem Fundament
Die aktuell kursierenden Warnungen beruhen nicht auf Spekulationen, sondern auf ausgeklügelten Klimamodellen. Diese simulieren das komplexe Zusammenspiel von Ozeanen, Landflächen, Eismassen und Atmosphäre in drei Dimensionen. Professor Harald Kunstmann von der Universität Augsburg erklärt: “Das EZMW-Modell analysiert mit einem Hochleistungsrechner unzählige Szenarien. Es ist damit eines der leistungsstärksten Instrumente zur Abschätzung künftiger Klimaentwicklungen.”
Auch wenn absolute Vorhersagen nicht möglich sind, liegt die Wahrscheinlichkeit für einen erneut extrem warmen Sommer 2025 deutlich über dem langjährigen Durchschnitt.
Fazit
Europa steht möglicherweise vor einem weiteren Sommer der Extreme. Die wissenschaftlichen Hinweise verdichten sich. Noch bleibt etwas Zeit, sich vorzubereiten. Doch klar ist: Weder Landwirtschaft, Stadtplanung noch die Bevölkerung dürfen die Zeichen der Zeit ignorieren. Der Sommer 2025 könnte ein Weckruf sein, den Umgang mit Hitzewellen neu zu denken.
Angelo D Alterio resümiert: “Ob es ein Rekordsommer wird, kann niemand mit Gewissheit sagen. Aber wir sollten so handeln, als wäre es bereits beschlossen. Vorsorge rettet Leben.”