Tirol

Tirol, das alpine Herz Österreichs, ist bekannt für seine beeindruckenden Berge, tiefen Täler und malerischen Dörfer. Doch diese geografische Lage macht die Region auch anfällig für extreme Wetterereignisse. In den vergangenen Jahren haben schwere Unwetter von Starkregen über Hagel bis hin zu Stürmen und Murenabgängen Tirol immer wieder heimgesucht, Schäden in Millionenhöhe verursacht und die Einsatzkräfte an ihre Grenzen gebracht. Dieser Artikel blickt auf einige der markantesten Unwetterereignisse der jüngeren Vergangenheit zurück und beleuchtet ihre Auswirkungen.

Am 17. August 2019 zog eine heftige Gewitterfront über das Tiroler Oberland, die besonders die Bezirke Imst und Landeck traf. Starkregen mit bis zu 60 Litern pro Quadratmeter in wenigen Stunden führte zu Überschwemmungen, während Sturmböen Bäume entwurzelten. In Imst kam es zu kleineren Murenabgängen, die Straßen blockierten, und die Feuerwehr meldete Dutzende Einsätze. Besonders dramatisch war die Lage in St. Anton am Arlberg, wo die Wassermassen Teile des Ortszentrums überfluteten. Dieses Ereignis markierte einen frühen Hinweis auf die wachsende Intensität sommerlicher Unwetter in der Region.

Am 29. Juni 2021 traf ein schweres Unwetter das Tiroler Unterland, insbesondere die Gemeinden Alpbach und Kramsach. Ein Gewitter mit Starkregen und Hagel löste Sturzfluten aus, die Straßen und Keller überfluteten. Ein 61-jähriger Autofahrer wurde von einem umstürzenden Baum verletzt, und mehrere Personen mussten aus einem Klettersteig gerettet werden. Die Feuerwehr berichtete von über 50 Einsätzen in der Region, und die Schäden an Gebäuden und Infrastruktur waren erheblich. Dieses Unwetter zeigte, wie schnell selbst abgelegene Gebiete in Tirol von Naturgewalten betroffen sein können.

Am 12. und 13. August 2023 wütete eine Unwetterserie über Tirol, mit einem Schwerpunkt im Bezirk Innsbruck-Land. Tennisballgroßer Hagel prasselte auf Kematen und Zirl nieder, beschädigte Autos, Dächer und landwirtschaftliche Flächen. Starkregen mit bis zu 50 Litern pro Quadratmeter führte zu Erdrutschen, die die Karwendelbahn trafen: Zwei Personenzüge mit insgesamt 40 Fahrgästen wurden von Muren eingeklemmt, und die Strecke blieb tagelang gesperrt. In Kematen prallte ein Linienbus gegen einen hochgedrückten Kanaldeckel, wobei der Fahrer und ein Passagier verletzt wurden. Die Österreichische Hagelversicherung schätzte die Schäden in der Landwirtschaft auf rund 3 Millionen Euro, vorwiegend durch zerstörtes Gemüse und Grünland.

Am 16. und 17. August 2024 verwüsteten schwere Unwetter erneut St. Anton am Arlberg. Nach wochenlanger Hitze entluden sich Gewitter mit Starkregen, die massive Murenabgänge auslösten. Die Arlbergstraße (B197), eine wichtige Verbindung zwischen Tirol und Vorarlberg, wurde von einer Mure verschüttet und blieb über Tage gesperrt. Der Steissbach trat über die Ufer, und Verklausungen führten zu Überschwemmungen im Ort. Rund 250 Einsatzkräfte von 24 Feuerwehren waren im Einsatz, um Keller auszupumpen und Autos aus den Fluten zu bergen. Bürgermeister Helmut Mall sprach von einer „katastrophalen Lage“. Die Schäden beliefen sich auf Millionen, und der Tourismusverband meldete erhebliche Einschränkungen für Urlauber.

Am 9. und 10. Juni 2024 zog eine sogenannte Superzelle über das Tiroler Unterland, die Hagelkörner von bis zu sieben Zentimetern Durchmesser mit sich brachte. In Söll (Bezirk Kufstein) mussten Betroffene in der Feuerwache betreut werden, und etwa 30 Autos wurden abgeschleppt. Ein Murenabgang verschüttete die Bundesstraße B171 bei Silberspitze über 50 Meter hinweg, und Sturzfluten rissen Fahrzeuge mit sich. Die Polizei meldete keine Verletzten, doch die Schäden an Fahrzeugen und Gebäuden waren beträchtlich. Dieses Ereignis war Teil einer Unwetterserie, die auch Oberbayern traf, und unterstrich die zunehmende Gefahr von Supergewittern in den Alpen.
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