Lawinengefahr
Lawinen sind eine der beeindruckendsten und zugleich zerstörerischsten Naturgewalten in alpinen Regionen. In Deutschland und Österreich haben sie in den letzten Jahren wiederholt Schlagzeilen gemacht – nicht nur wegen ihrer unvorhersehbaren Kraft, sondern auch wegen der tragischen Folgen für Mensch und Infrastruktur. Dieser Artikel beleuchtet die Entstehung von Lawinen, ihre zerstörerische Wirkung und einige der markantesten Ereignisse der jüngsten Vergangenheit in beiden Ländern.
Lawinen entstehen, wenn Schneemassen an steilen Hängen ihre Stabilität verlieren und ins Rutschen geraten. Auslöser können natürliche Faktoren wie starker Schneefall, Windverfrachtungen oder Temperaturschwankungen sein, aber auch menschliche Aktivitäten wie Skifahren oder Wandern abseits gesicherter Pisten. Besonders gefährlich sind Schneebrettlawinen, bei denen sich eine zusammenhängende Schicht löst und mit hoher Geschwindigkeit talwärts rast. In den Alpen, die Deutschland und Österreich teilen, schaffen die steilen Hänge und die wechselhaften Winterbedingungen ideale Voraussetzungen für solche Ereignisse.
Die Wucht einer Lawine ist enorm: Sie kann Bäume entwurzeln, Gebäude zerstören und Menschen unter Tonnen von Schnee begraben. Geschwindigkeiten von über 100 km/h sind keine Seltenheit, und die Druckwelle vor einer Lawine kann zusätzlichen Schaden anrichten. In besiedelten Gebieten oder an Verkehrswegen kann dies katastrophale Folgen haben. Neben der direkten Zerstörung verursachen Lawinen oft auch indirekte Schäden, etwa durch Straßensperrungen, Stromausfälle oder die Isolation ganzer Ortschaften.
In Deutschland sind Lawinen vor allem in den Bayerischen Alpen, insbesondere im Allgäu und rund um die Zugspitze, ein Thema. Während die Schäden hier im Vergleich zu Österreich oft geringer sind, zeigen die Ereignisse der jüngsten Vergangenheit dennoch ihre Gefährlichkeit.
Im Januar 2019 kam es im Allgäu oberhalb von 1.400 Metern zu mehreren Lawinenabgängen, ausgelöst durch starken Schneefall und Wintersportler. Die Lawinenwarnstufe lag teilweise bei 4 (auf einer Skala von 5), und die Bergwacht Oberstdorf warnte vor hohen Risiken abseits der Pisten. Glücklicherweise gab es keine Todesfälle, doch die Ereignisse führten zu Straßensperrungen und erhöhten Sicherheitsmaßnahmen. Ein markantes Ereignis war der Lawinenabgang im Februar 2023 am Wendelstein, bei dem Tourengeher die Schneemassen lösten. Hier kamen keine Personen zu Schaden, aber die Lawine verdeutlichte die latente Gefahr selbst in vermeintlich sicheren Gebieten.Österreich, mit seinen ausgedehnten Alpenregionen wie Tirol und Vorarlberg, ist deutlich häufiger und schwerer von Lawinen betroffen. Die jüngste Vergangenheit zeigt eine Reihe tragischer Ereignisse.
Im Februar 2023 sorgten massive Schneefälle für eine Reihe von Lawinenunglücken in Tirol. Am Wochenende des 4. und 5. Februar kamen in den Alpen mindestens acht Menschen ums Leben, darunter ein 32-jähriger Chinese im Ötztal und ein 17-jähriger Neuseeländer im Zillertal. In Osttirol wurde ein Schneepflugfahrer von einer Lawine erfasst und starb unter den Schneemassen. Die Lawinenwarnstufe 4 zwang Straßen zu sperren und Wintersportler zur Vorsicht – doch viele ignorierten die Warnungen, was die Zahl der Opfer erhöhte.
Ein weiteres dramatisches Ereignis ereignete sich im September 2024 im Salzburger Land. Eine Gleitschneelawine überraschte sechs deutsche Wanderer nahe dem Schödersee auf 1.250 Metern Höhe. Eine 56-jährige Frau aus Nordrhein-Westfalen starb an ihren Verletzungen, zwei weitere wurden schwer verletzt. Die Bergrettung betonte, dass solche Lawinen aufgrund milder Temperaturen und schlecht verankertem Schnee bis ins Tal reichen können – ein Phänomen, das durch den Klimawandel häufiger wird.
Lawinenwarndienste haben die Hauptaufgabe, die aktuelle Lawinengefahr zu bewerten und die Bevölkerung – von Anwohnern über Wintersportler bis hin zu Behörden – zu informieren. Sie erstellen tägliche Lawinenlageberichte, die Gefahrenstufen von 1 (gering) bis 5 (sehr groß) angeben, und bieten detaillierte Informationen zu Schneeverhältnissen, Wetterentwicklungen und Risikozonen. Neben der Prävention durch Warnungen tragen sie zur langfristigen Sicherheit bei, indem sie Daten für den Bau von Schutzbauwerken oder die Planung von Skipisten liefern.
In Deutschland wird diese Aufgabe von den Lawinenwarndiensten der Bundesländer übernommen, etwa dem Lawinenwarndienst Bayern (LWD Bayern), während in Österreich der Lawinenwarndienst Tirol und das Österreichische Kuratorium für Alpine Sicherheit (ÖKAS) maßgeblich sind. Ihre Arbeit basiert auf einer Mischung aus wissenschaftlicher Analyse, lokaler Expertise und modernster Technologie.
Die Prognosen der Lawinenwarndienste stützen sich auf ein dichtes Netz von Messstationen, die Schneehöhe, Temperatur, Windgeschwindigkeit und Schneedichte erfassen. Ergänzt werden diese Daten durch Satellitenbilder, Wettervorhersagen und Beobachtungen von Experten vor Ort. In Bayern etwa betreibt der LWD über 50 automatische Messstationen in den Alpen, die in Echtzeit Daten liefern. In Österreich nutzt der Lawinenwarndienst Tirol zusätzlich Drohnen, um schwer zugängliche Hänge zu überwachen.
Ein weiteres Beispiel ist der Februar 2024: Nach heftigen Schneefällen im Werdenfelser Land warnte der Dienst vor „erheblicher“ Gefahr (Stufe 3) und empfahl, ungesicherte Hänge zu meiden. Die Prognosen halfen, Tourengeher und Skifahrer zu schützen, obwohl kleinere Lawinenabgänge dennoch Schäden an Forstwegen verursachten.
In Österreich, wo die Alpen eine größere Fläche einnehmen, sind Lawinenwarndienste intensiver gefordert. Der Lawinenwarndienst Tirol etwa veröffentlicht täglich umfangreiche Berichte für Regionen wie das Ötztal, das Zillertal oder die Stubaier Alpen. Im Februar 2023, einer der tödlichsten Lawinensaisons der jüngsten Zeit, warnten sie vor Stufe 4 und teilweise 5. Trotz der Warnungen kamen acht Menschen in Tirol ums Leben, darunter ein Schneepflugfahrer in Osttirol am 5. Februar, als eine Lawine ihn unter sich begrub. Die Lawinenwarndienste hatten zuvor dringend vor Skitouren abseits der Pisten abgeraten – ein Aufruf, der von einigen ignoriert wurde.
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