Jetstream

Der Jetstream ist ein faszinierendes meteorologisches Phänomen, das weit über unseren Köpfen in der Atmosphäre stattfindet und dennoch das Wettergeschehen auf der Erde maßgeblich beeinflusst. Als mächtiger Höhenwind prägt er die Wetterlage in Deutschland von sonnigen Hochdruckphasen bis hin zu stürmischen Tiefdrucksystemen. Dieser Artikel erklärt, was der Jetstream ist, wie er entsteht und welche Rolle er für das Wetter in Deutschland spielt.

Der Jetstream ist ein starkes, schmales Windband in der oberen Troposphäre oder unteren Stratosphäre, etwa in 9 bis 16 Kilometern Höhe. Er erreicht Geschwindigkeiten von 150 bis über 300 km/h und weht meist von Westen nach Osten, wobei er in wellenförmigen Bahnen den sogenannten Rossby-Wellen über die nördliche oder südliche Hemisphäre zieht. Es gibt mehrere Jetstreams, doch für Deutschland ist vor allem der polare Jetstream relevant, der zwischen der Polarluft im Norden und der wärmeren Luft der mittleren Breiten verläuft.

Seine Entstehung hängt mit dem Temperaturunterschied zwischen den kalten Polarregionen und den wärmeren Tropen zusammen. Dieser Gradient treibt die Corioliskraft an, eine Scheinkraft der Erdrotation, die den Wind in der Höhe zu einem schnellen, konzentrierten Strom formt. Im Winter ist der Jetstream stärker, da die Temperaturkontraste größer sind, während er im Sommer schwächer und weiter nördlich verläuft.

Der Jetstream agiert wie ein „Lenkband“ für Wetterfronten und Tiefdruckgebiete. Er trennt kalte Polarluft von milder Subtropenluft und steuert deren Bewegung. Seine Position und Stärke bestimmen, welche Luftmassen nach Deutschland gelangen:

Nordlage: Liegt der Jetstream weit nördlich (z. B. über Skandinavien), können Hochdruckgebiete vom Azorenhoch Deutschland stabil-warmes Wetter bringen.

Südlage: Wenn er südlich verläuft (z. B. über Südeuropa), wird kalte Polarluft nach Mitteleuropa gedrückt, was oft frostige Ostwinde mit sich bringt.

Wellenbildung: Starke Mäander (Rossby-Wellen) können Tiefs blockieren, sodass Regen oder Hitze über Tage anhalten.

Ein Beispiel ist das sogenannte „Omega-Wetter“: Wenn der Jetstream eine omegaförmige Welle bildet, entsteht über Deutschland ein stabiles Hoch, während benachbarte Regionen von Tiefs geplagt werden.

Der Jetstream beeinflusst das Wetter in Deutschland auf vielfältige Weise:

  • Stürme: Im Winterhalbjahr, wenn der Jetstream stark ist und über Mitteleuropa zieht, lenkt er atlantische Tiefdruckgebiete direkt nach Deutschland. Stürme wie „Zoltan“ (Dezember 2023) oder „Éowyn“ (Januar 2025 in Irland) wurden durch einen kräftigen Jetstream verstärkt, der diese Systeme schnell über den Atlantik trieb und Böen von über 100 km/h ermöglichte.
  • Regen und Trockenheit: Ein südlich versetzter Jetstream kann Tiefs über Süddeutschland leiten und Starkregen auslösen, wie etwa beim Hochwasser in Bayern 2024. Umgekehrt führt eine nördliche Position zu längeren trockenen Phasen, wie oft im Sommer beobachtet.

    • Temperatur: Die „Schlängelbewegung“ des Jetstreams entscheidet, ob milde Atlantikluft oder kalte Polarluft Deutschland erreicht. Im Januar 2025 brachte ein blockierter Jetstream über Skandinavien eisige Ostwinde nach Norddeutschland, während der Süden unter Hochdruck milder blieb.
    • Wetterextreme: Starke Wellen oder „Jetstream-Blockaden“ können extremes Wetter verlängern. Die Hitzewelle 2018 etwa wurde durch einen stabilen Jetstream begünstigt, der Hochdruck über Nordeuropa festhielt, während die Flut 2021 im Westen durch ein tiefhängendes Tief unterstützt wurde, das der Jetstream über Deutschland lenkte.
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