Die Meldungen überschlagen sich derzeit förmlich. Die Wetter-Experten, die anscheinend aus ihrem Winterschlaf erwacht sind, produzieren Schlagzeilen über einen bevorstehenden Wintereinbruch in Deutschland in der kommenden Woche. Es ist fast so, als ob sie darauf warten, dass der erste Schnee fällt, nur um ihre Aufmerksamkeit auf die Tropfen von Wettertrends zu lenken. Doch wie immer werden wichtige Details in den Überschriften nicht erwähnt. Warum auch? Schließlich ist endlich Winter, und ob dieser vermeintliche Wintereinbruch tatsächlich dort stattfindet, wo es zu dieser Jahreszeit kein besonderes Ereignis darstellen würde, ist nebensächlich.
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In einigen dieser sensationellen Meldungen wird von polaren Kaltluftmassen gesprochen, die von einem Skandinavientief nach Deutschland strömen – und die Temperaturen sollen bis zu –22 Grad sinken? Willkommen in der Arktis, oder sollten wir uns besser auf das nächste Wintermärchen vorbereiten? Selbst die Rede von einem extremen Wintereinbruch inklusive Wintergewitter bringt die Geister der Meteorologie zurück in die Diskussion und lässt uns fragen: Müssen wir uns tatsächlich auf einen Blizzard einstellen? Oder ist das nur eine weitere verzweifelte Klammer an die von den Medien herausgeforderten Emotionen?
Das wäre aber bisher nicht alles. Zwischen all dem Drama und den Klickködern gibt es das Orkantief, das Deutschland am Dienstag vor dem Wintereinbruch erreichen soll. Hier wird sogar von einer “Sturm-Attacke” gesprochen – das klingt fast, als ob wir uns in einem Actionfilm befinden. Vielleicht sollten wir die Regenschirm-Industrie vorbereiten und einen speziellen „Sturm-Notfallplan“ für die Bürger ausarbeiten. Doch diese vielversprechenden Worte, die förmlich zum Klicken einladen, stehen im krassen Widerspruch zur tatsächlichen Wetterlage.
Wir stehen also einmal mehr vor der Frage: Ist alles nur ein Hype? Werden wir die Pisten endlich mit Schnee bedecken oder enden wir nur mit einem nassen Slush-Eis aus dem Winter? Die Fakten scheinen mal wieder anders auszusehen. Am Ende bleibt nur zu hoffen, dass der Winter uns nicht nur als weiterer Trend in den Nachrichten begegnet, sondern auch tatsächlich eine kalte Realität wird – oder auch nicht. Schließlich ist es ja der Winter, den wir ein halbes Jahr lang herbeisehnen.
Das Sagen die Wettermodelle aktuell zum Thema Sturm und Wintereinbruch mit polarer Kaltluft in Deutschland.
Schauen wir uns zunächst die Druckverteilung am kommenden Dienstag über Deutschland an. Dies ist der Tag, an dem sich die Welt neu drehen wird, denn das Hoch wird verschwinden und wir werden einen Hauch von Herbstwetter extrem erleben. Was Sie sich darunter vorstellen, das überlassen wir Ihnen. Was die Modelle dazu sagen, erklären wir Ihnen hier.
Hier sehen Sie das Tiefdruckgebiet, welches am Dienstag mit dessen Windfeld über Deutschland ziehen wird. Es wird sich Richtung Skandinavien verlagern. Zunächst gelangt mit einer südwestlichen Strömung kurzzeitig milde Luft nach Deutschland. Im Verlauf folgt eine Kaltfront und die Strömung wird auf den Nord drehen. Und jetzt sind wir beim Thema polare Kaltluft angekommen. Es wird spürbar kälter werden, das ist Fakt.
Warum wählen wir die Temperaturen und den Wetterverlauf der Zugspitze aus? Der Grund liegt auf der Hand, denn dieser Ort ist der Einzige, welcher man mit diesen Horrorüberschriften in Verbindungen bringen kann. Aber selbst dort sind keine minus 22 Grad zu erwarten.
Es steht außer Frage, dass ein Wintereinbruch mit Schnee und Glätte in Deutschland bevorsteht. Dieser wird sich jedoch hauptsächlich in den Mittelgebirgen abspielen. Dort sind gut und gerne auch ein paar Zentimeter Neuschneemengen möglich. Ich möchte ebenfalls nicht ausschließen, dass es auf der A45 im Bereich der Sauerlandlinie zu Verkehrschaos kommen wird, da viele einen Wintereinbruch als überraschend ansehen und mit Sommerreifen durch das Gebirge fahren. Im Flachland wird es eher bei Schneeregen bleiben.
Orkan am Dienstag über Deutschland?
Das Sturmtief wird derzeit von vielen Modellen unterschiedlich berechnet, es ist derzeit bisher nicht möglich von orkanartigen Böen zu sprechen, wobei diese aktuell im ECMWF an der Küste der Nordsee im Bereich Niederlande und Schleswig-Holstein simuliert wird. Aber im Norden juckt solch ein stürmischen niemand. Dazu müssen die Böen schon mehr geboten haben. Für alle anderen kann es unter Umständen stürmisch werden am Dienstag. Dazu gesellt sich relativ viel Regen. Und schon haben Sie Ihr Herbstwetter extrem.
Fazit
Na, das klingt ja nach einem aufregenden Winter, oder? Während die Experten euphorisch von „massiven Wintereinbrüchen“ und „polaren Kaltluftmassen“ schwärmen, scheint die Realität eher wie eine kühle Brise mit ein paar kümmerlichen Schneeflocken zu sein, die zufällig vorbei wehen. Wer benötigt schon tatsächlich Minus 22 Grad, wenn man stattdessen bestens auf einen Wetterschock vorbereitet sein kann?
Wir sollten uns wohl darauf einstellen, in die täglichen Wetterberichte einzutauchen, während wir den Schirm immer griffbereit halten. Und während wir möglicherweise den Winter wieder nur als ein großes Medienspektakel erleben, stehen die Pisten nach der ersten Schneeflocke wie eine illusorische Bestätigung unserer Wintersehnsüchte. Vielleicht wird der Winter ja wirklich zur heißesten (oder besser gesagt, kältesten) Sensation des Jahres – schließlich gibt es nichts Besseres, als sich mit Netflix und einer Tasse heißem Kakao auf einem Sofa zu verkriechen und das große Wintermärchen mit einem Augenzwinkern zu genießen!