
Extreme Hitze erhöht den Alterungsprozess und lässt das Wohlbefinden sinken.
In einer aktuellen Studie von Wissenschaftlern der University of Southern California (USC) haben Forschende erstmals nachgewiesen, dass extreme Hitze nicht nur unser Wohlbefinden beeinträchtigt, sondern auf molekularer Ebene den Alterungsprozess beschleunigt. Die Erkenntnisse, veröffentlicht Ende Februar 2025 in „Science Advances“, werfen ein neues Licht auf die gesundheitlichen Folgen der Erderhitzung – insbesondere für ältere Menschen. Das auch für dieses Jahr wilde Berechnungen für den Sommer im Raum stehen, ist dieser Artikel passend.
Während das chronologische Alter allein das Geburtsdatum widerspiegelt, gibt das biologische Alter Auskunft darüber, wie stark der Körper bereits gealtert ist. Entscheidend hierfür sind epigenetische Marker wie die DNA-Methylierung, die anzeigen, welche Gene ein- bzw. ausgeschaltet sind. Bereits bekannt war, dass Stress, mangelnde Bewegung oder Krankheiten das biologische Alter beeinflussen können. Die USC-Forscherinnen Eunyoung Choi und Jennifer Ailshire gingen der Frage nach, ob auch hohe Umgebungstemperaturen eine spürbare Rolle spielen.
Methodik: Epigenetische Uhren und Hitzeindex
Für ihre Untersuchung nutzten Choi und Ailshire Daten von 3.686 Teilnehmerinnen und Teilnehmern der US-Langzeitstudie „Health and Retirement Study“ (HRS), alle zwischen 56 und 100 Jahren alt. Zwischen 2010 und 2016 wurden Blutproben entnommen und mittels sogenannter „epigenetischer Uhren“ (u. a. PCPhenoAge und PCGrimAge) das biologische Alter geschätzt. Parallel dazu werteten die Forschenden aus, wie viele „Hitzetage“ – definiert über den Heat Index aus Temperatur und Luftfeuchtigkeit – im Wohnumfeld jedes Teilnehmers vorkamen. Die Hitzetage wurden in drei Stufen („Vorsicht“, „Warnung“, „Gefahr“) kategorisiert.
Die Analyse zeigte, dass bereits ein Anstieg um zehn Hitzetage in einem einwöchigen Zeitraum zu einer Beschleunigung des biologischen Alterns um durchschnittlich 1,07 Jahre führte. Langfristig, betrachtet über ein ganzes Jahr mit extremen Hitzeperioden, ergab sich gar ein Zuwachs von bis zu 2,48 Jahren beim PCPhenoAge-Marker. Auch die anderen Uhren (PCGrimAge, DunedinPACE) zeigten signifikante Beschleunigungen. Diese Effekte blieben bestehen, selbst nachdem sozioökonomische Faktoren, Lebensstil (Bewegung, Rauchen, Alkoholkonsum) und Umweltgrößen (Luftschadstoffe) herausgerechnet wurden.
Ein besonders bemerkenswerter Befund: Die Auswirkung extremer Hitze auf die biologische Alterung war in ihrer Größenordnung vergleichbar mit den bekannten Stressoren Rauchen und starkem Alkoholkonsum. In einem für Laien publizierten Beitrag in „The Conversation“ betont Co-Autorin Choi, dass Hitze somit eine unterschätzte Belastung darstellt, die „leise und langfristig“ wirkt.
Folgen für den Klimawandel und die öffentliche Gesundheit
Angesichts der global steigenden Temperaturen und häufiger auftretender Hitzewellen rücken die Ergebnisse in ein neues Licht: Städteplaner und Gesundheitsbehörden müssen nicht nur hitzebedingte Hitzeschläge oder Herz-Kreislauf-Notfälle in den Blick nehmen, sondern auch die „stille“ molekulare Alterung. Vorschläge reichen von zusätzlichem Schattenspendern an Bushaltestellen über kühlende Stadtbegrünung bis hin zu Programmen, die ältere Menschen während Hitzeperioden gezielt unterstützen.
Schreibe einen Kommentar