
Hitzewelle zu Pfingsten? Deutschland im “Afrika-Modus” – oder doch nur heiße Luft?
Stellen Sie sich vor: 39 Grad im Schatten, die Eiswürfel verdunsten noch bevor sie ins Glas fallen, der Asphalt wird zum Trampolin und der gemeine Mitteleuropäer verwandelt sich binnen Stunden in ein Grillhähnchen. Nein, wir sprechen nicht von Tunis oder Kairo, sondern über das gute alte Frankfurt am Main und angeblich auch für andere Orte in Deutschland. So jedenfalls möchten es uns einige selbsternannte Wetterpropheten weismachen, die derzeit mit überschäumender Dramatik eine Art „afrikanische Hitzeapokalypse“ für das bevorstehende Pfingstwochenende in Deutschland an die Wand malen.
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Grundlage dieser hitzköpfigen Vorhersagen ist ausgerechnet das europäische Wettermodell ECMWF, das angeblich seit Tagen Temperaturen von bis zu 39 Grad für Teile Deutschlands simuliert. “Beunruhigender Vorbote für einen außergewöhnlich heißen und trockenen Sommer!”, ölt es da aus manch viralem Wetter-Blog. Dass der Sommer offiziell noch nicht einmal begonnen hat, stört natürlich niemanden – Hauptsache Klicks und Schlagzeilen.
Besonders „seriös“ wirkt dabei der Verweis auf einen ominösen „100-jährigen Wetter-Kalender“ – als hätten die alten Bauern von 1925 schon gewusst, was die aktuellen Modellläufe auf modernen Supercomputern heute ausspucken. Da darf man sich schon fragen: Was kommt als Nächstes? Wahrsagende Kaffeesatz-Analysen über die Großlage im Jetstream?
Und natürlich dürfen die „Horror-Grafiken“ nicht fehlen: dicke, rote Hitzelinien, die sich angeblich von Frankfurt bis Berlin ziehen sollen. Dass Wettermodelle in größeren Vorhersagezeiträumen bekanntlich mit enormer Unsicherheit behaftet sind – insbesondere bei Extremwerten –, scheint im aktuellen Hitzefieber kaum jemanden zu interessieren.
Was sagen seriöse Wetterdienste wirklich zum Pfingstwetter?
Wer nach belastbaren Informationen sucht, sollte besser bei renommierten Institutionen wie der Meteoleitstelle nachschauen. Laut aktuellen Einschätzungen der Meteoleitstelle zeichnet sich für das Pfingstwochenende bislang ein frühsommerlich warmes, teils wechselhaftes Wetter ab. Im Westen und Südwesten Deutschlands sind Temperaturen von 25 bis 30 Grad möglich, regional könnte es auch mal darüber gehen. Von einer flächendeckenden Hitzewelle mit Werten nahe der 40-Grad-Marke ist jedoch in den seriösen Prognosen derzeit keine Rede.

Vielmehr rechnen Meteorologen mit einer typischen Frühsommerlage: Warmluftzufuhr aus Südwesten, dazu erhöhtes Gewitterrisiko – vornehmlich in der zweiten Wochenhälfte und an den Feiertagen selbst. Das heißt: Schwitzen ja, aber eher im gesunden Rahmen. Und für die Grillparty im Garten oder einen Ausflug ins Freibad dürfte das Wetter durchaus passabel werden.

Fazit: Wer angesichts der “39-Grad-Horrorszenarien” schon den Ventilator in Dauerbetrieb versetzt und Notkühlwesten bestellt hat, darf sich erstmal entspannt zurücklehnen. Der Sommer hat Zeit, und bis Pfingsten bleibt der gesunde Menschenverstand der beste Wetterberater.
[…] Das EZMWF-Modell zieht besonnener nach, aber immerhin: Drei Grad mehr als das Durchschnittsmittel von 1993 bis 2016. Klingt erstmal nicht dramatisch, aber für den Mitteleuropäer mit Kühlkettenfimmel ist das bereits der Countdown zur Apokalypse. […]