Das leidige Thema der Zeitumstellung wird uns wohl noch einige Jahre beschäftigen. Am kommenden Wochenende ist es wieder so weit; die Uhren werden um eine Stunde zurückgestellt. Für alle, die nicht arbeiten müssen, bedeutet dies, dass man eine Stunde länger im Bett verbringen kann. Ein wahres Fest für Langschläfer! Doch während die Beschenkten friedlich schlummern, haben die Menschen, die zu diesem Zeitpunkt in der Nachtarbeit verweilen, den schwarzen Peter gezogen. Warum ist das so? Die Antwort dürfte offensichtlich sein.
Auf einer Wetterseite von „Winterzeit“ sprechen wir oft von klassischem Winterwetter – Eis, Schnee und das volle Programm. Doch wie oft drehen wir den Zeiger unserer Uhr wild im Kreis, ohne dass der Winter in Deutschland auch nur ansatzweise Einzug hält? Frau Holle zeigt sich wenig beeindruckt von der Zeitumstellung. Schließlich interessiert es sie nicht, ob wir um eine Stunde zurückdrehen oder nicht; der Winter bleibt fern.
Die Sache wird noch besser: Eine Mehrheit der Bürger hat 2018 in einer EU-weiten Umfrage für die Abschaffung der Zeitumstellung gestimmt. Das Ende der Zeitumstellung wurde 2019 zwar beschlossen, doch den Mitgliedsstaaten wurde das letzte Wort überlassen. Soll man zur Normalzeit zurückkehren oder bei einer ganzjährigen Sommerzeit bleiben? Wie so oft bei bürokratischen Angelegenheiten ist auch dieser Prozess ins Stocken geraten – ein Zeichen dafür, dass wir vielleicht einfach weiter im Dunkeln tappen müssen.
Die EU-Kommission und das Europäische Parlament hatten das längst und eindeutig bestätigt, doch selbst diese Klarheit hat es nicht geschafft, den Knoten zu lösen. Und so drehen wir brav weiter an unseren Uhren und hoffen, dass vielleicht eines Tages doch noch eine Licht- oder Winterzeit auf uns wartet. Bis dahin bleibt uns nur eins: Sehen wir der Zeitumstellung mit einem ironischen Lächeln entgegen und genießen wir unsere zusätzliche Stunde Schlaf – sofern wir sie denn bekommen!
Wo ist denn aktuell „Winterzeit“ in Europa?
Verlassen wir den Zeitpunkt der „Winterzeit“ mit der leidigen Umstellerei der Uhren und schauen uns auf der Europakarte die aktuellen Temperaturen am kommenden Wochenende an. Gespannt suchen wir den Winter.
Sie müssen schon sehr weit fahren, um den richtigen Winter derzeit zu finden. Eine Möglichkeit wäre Grönland oder Sibirien, dort kommt im Übrigen die gefürchtete Russenpeitsche her. Ansonsten sieht es eher mau aus. Selbst in Norwegen, Finnland und Schweden muss man schon sehr weit zum Polarkreis wandern, um den Winter zu treffen.
Es bleibt weiterhin mild in Europa. Doch stecken Sie den Kopf nicht in den Schnee, der aktuell nicht vorhanden ist. Auch in diesem Winter werden wir viele Schlagzeilen von Lawinen, Schneechaos und Glatteis lesen. Alles benötigt seine Zeit. Und Ende Oktober muss noch keine „Winterzeit“ sein.
Ironischerweise sind wir in einer Zeit gefangen, in wo die Wetterberichte eher wie eine Sommerprognose klingen. Sicher, wir haben noch keinen Schnee, aber wer benötigt schon Schnee, wenn man stattdessen in Herbstkleidung durch die Städte spazieren kann?
Vielleicht ist der Winter dieses Jahr einfach ein wenig faul und hat beschlossen, sich einen verlängerten Urlaub zu gönnen. Oder er bereitet sich auf ein spektakuläres Comeback vor, bei dem wir alle unvorbereitet sein werden. Bis dahin genießen wir die Wärme und halten die Winterjacken bereit – man weiß nie, wann der Winter plötzlich beschließt, uns mit voller Wucht zu überraschen.
So bleibt uns nur, die Daumen zu drücken, dass der Winter bald seine Koffer packt und zu uns nach Europa kommt. Bis dahin bleibt es uns überlassen, in unseren Sommergarderoben durch die milden Tage zu wandeln und uns auf die Schlagzeilen über das bevorstehende Schneechaos vorzubereiten, das doch kommen wird.