Reutlingen

Der Landkreis Reutlingen in Baden-Württemberg hat in den vergangenen Jahren wiederholt schwere Unwetter erlebt, die von Starkregen, Hagel und Sturmböen geprägt waren. Diese Naturereignisse haben erhebliche Schäden an Infrastruktur, Gebäuden und in der Landwirtschaft verursacht und die Einsatzkräfte vor große Herausforderungen gestellt. Im Folgenden betrachten wir einige der schwersten Unwetter der letzten Jahre und ihre Auswirkungen auf die Region.

Eines der folgenreichsten Unwetter ereignete sich am 28. Juli 2013, als ein gewaltiger Hagelsturm über die Schwäbische Alb zog und den Landkreis Reutlingen besonders hart traf. Hagelkörner mit Durchmessern von bis zu 14 Zentimetern – die größten jemals in Deutschland gemessenen – prasselten auf die Region nieder. In Reutlingen selbst sowie in umliegenden Gemeinden wie Metzingen und Bad Urach wurden Autos zerbeult, Dächer beschädigt und Fassaden verwüstet. Sturmböen rissen Bäume um, und überflutete Keller sorgten für einen Dauereinsatz der Feuerwehr. Der Gesamtschaden belief sich auf etwa 3,6 Milliarden Euro, wovon 2,8 Milliarden versichert waren – ein Rekord für ein einzelnes Unwetterereignis in Deutschland. Hunderte Menschen wurden verletzt, viele durch umherfliegende Trümmer oder Hagelschlag.

Am 11. Juni 2018 führte ein Starkregenereignis zu massiven Überflutungen im Landkreis. In Reutlingen trat die Echaz über die Ufer, während in Metzingen der Ermskanal das Wasser nicht mehr fassen konnte. In der Römerstraße in Metzingen stand das Wasser bis zu einem halben Meter hoch. Straßen wurden zu Bächen, und zahlreiche Keller liefen voll. Auch wenn dieses Unwetter nicht die Dimensionen von 2013 erreichte, zeigte es die Verwundbarkeit der Region bei extremen Niederschlägen. Die Feuerwehr und technische Betriebsdienste waren stundenlang im Einsatz, um die Schäden zu begrenzen.

Im Juni 2021 wurde der Landkreis Reutlingen innerhalb weniger Tage gleich mehrfach von schweren Unwettern heimgesucht. Am 23. Juni prasselten Hagelkörner in Golfballgröße auf Orte wie Mittelstadt und Rommelsbach nieder, gefolgt von Starkregen, der Straßen und Keller überflutete. Bereits am 28. Juni zog eine neue Gewitterfront vom Zollernalbkreis herüber und brachte über 460 Einsätze für die Feuerwehr mit sich. In Reutlingen, Betzingen, Ohmenhausen und Gönningen standen Straßen unter Wasser, und in zwei Gebäuden wurden Personen durch die Wassermassen eingeschlossen, was Wasserrettungseinheiten erforderlich machte. Nur einen Tag später, am 29. Juni, folgte das nächste Unwetter mit weiteren Überschwemmungen, das die ohnehin belasteten Einsatzkräfte erneut forderte. Besonders betroffen waren wiederum die Innenstadt und Stadtteile wie Pfullingen.

Am 4. August 2023 verwandelte ein unerwartetes Gewitter Teile von Reutlingen kurzzeitig in eine Winterlandschaft. Große Hagelkörner und Starkregen überforderten die Kanalisation, besonders in der Innenstadt, wo das Wasser aus Gullys sprudelte. Obwohl das Unwetter lokal begrenzt war und nach etwa 15 Minuten abklang, waren 250 Einsatzkräfte von Feuerwehr und Freiwilligen im Einsatz, um Hagelmassen zu räumen und überflutete Bereiche zu sichern. Der Deutsche Wetterdienst (DWD) hatte keine Vorwarnung ausgegeben, da die Gewitterzelle sich kurzfristig bildete – ein Zeichen für die zunehmende Unberechenbarkeit des Wetters.

Diese Ereignisse verdeutlichen die essenzielle Rolle des Regenradars in der modernen Unwettervorsorge. Es ermöglicht die Echtzeitüberwachung von Niederschlagsfronten und hilft, Warnungen frühzeitig auszugeben. Besonders in einer hügeligen Region wie dem Landkreis Reutlingen, wo lokale Wetterphänomene schnell eskalieren können, ist diese Technologie unverzichtbar. Dennoch zeigen die Ereignisse von 2023, dass spontane Gewitterzellen auch die besten Systeme vor Herausforderungen stellen können.
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