
Frischer Mai statt Frühsommer: Deutschland unter Hochdruck an falscher Stelle.
Deutschland zeigt sich Anfang Mai von seiner kühlen Seite. Statt frühsommerlicher Wärme sorgt eine stabile Wetterlage zwischen Hochdruck und Tiefausläufern für frische Temperaturen, viele Wolken – und sogar Neuschnee in den Alpen. Besonders in Süddeutschland bleibt es unbeständig. Ein echter Wetterumschwung? Der lässt noch auf sich warten.
Hoch “Riccarda” blockiert den Frühling
Derzeit liegt Deutschland im Spannungsfeld zweier Druckgebilde: Hoch Riccarda, mit Zentrum über den Britischen Inseln, bestimmt das Wetter vor allem im Westen und Norden mit trockenem, aber kühlem Wetter. Gleichzeitig halten sich im Süden noch feuchte Luftmassen von Norditalientief Jürgen, während der Nordosten von schwachen Störungsausläufern gestreift wird. Diese Konstellation bleibt uns mindestens bis zum Wochenende erhalten – mit wenig Dynamik in der Großwetterlage.

Die Folge: Höchstwerte liegen derzeit meist zwischen 12 und 17 °C. Nachts wird es vielerorts empfindlich kalt – in höheren Lagen wurden lokal sogar Minusgrade gemessen. Besonders in Norddeutschland konnte sich die Sonne öfter zeigen, während der Süden von dichten Wolken und stellenweise Regen geprägt war.
Hessen: Trocken, kühl, gelegentlich Sonne
In Hessen gestaltet sich das Wetter aktuell vergleichsweise ruhig. Zwischen Fulda und Wiesbaden bleibt es weitgehend trocken, auch wenn Wolken überwiegen. Die Temperaturen erreichen tagsüber 14 bis 17 °C, in den Hochlagen des Taunus ist es entsprechend frischer. Einzelne Auflockerungen sind möglich, insbesondere im Norden Hessens. Nachts kann es bei längerem Aufklaren sogar zu leichtem Bodenfrost kommen.

Bayern zeigt sich zweigeteilt: In Nordbayern gibt es zeitweise Sonnenschein, während sich südlich der Donau Wolken und Regen durchsetzen. Besonders an den Alpen bleibt es trüb und nass – mit einer Schneefallgrenze um 1800 Meter. Bis Donnerstag sind dort bis zu 10 cm Neuschnee in Staulagen möglich. Die Tageshöchstwerte schwanken zwischen 10 und 16 °C, in München werden etwa 14 °C erreicht. Auch nachts bleibt es frisch – mit möglichem Bodenfrost in klaren Regionen Nordbayerns.
Baden-Württemberg: Ruhiger Westen, wechselhafter Süden
In Baden-Württemberg bringt Hoch Riccarda ebenfalls meist ruhiges Wetter – allerdings mit regionalen Unterschieden. Während es im Nordwesten (z. B. Rhein-Neckar) zeitweise freundlich ist, bleibt der Südschwarzwald stärker von Tief Jürgen beeinflusst. Hier kann es auch am Nachmittag zu einzelnen Regenschauern kommen. Die Temperaturen liegen zwischen 12 und 17 °C. Für die Landwirtschaft bleibt die Lage angespannt: Die anhaltende Trockenheit setzt vor allem dem Norden und Westen des Landes weiter zu.

Aussicht: Leichte Wetterbesserung zum Wochenende
Die Wettermodelle zeigen für die kommenden Tage nur geringe Veränderungen. Erst ab Freitag dehnt sich der Hochdruckeinfluss weiter aus. Das bedeutet: Mehr Sonne, etwas milder und vor allem trocken. Die Temperaturen steigen dann landesweit auf 14 bis 20 °C, am Samstag sind im Westen stellenweise sogar 21 °C möglich. Die Sonne gewinnt langsam an Kraft – doch von einem echten Frühlingseinbruch kann noch keine Rede sein. Besonders in Alpennähe bleibt es noch wechselhaft und kühl.

42-Tage-Trend: Klimaprognose oder Kaffeesatzleserei?
Ein zuletzt vielfach zitierter 42-Tage-Wettertrend behauptet: „Kein Sommer mehr im Mai – erst im Juni wird es wieder wärmer“. Doch wie belastbar sind solche Aussagen wirklich?
Meteorologen warnen seit Jahren vor der Überbewertung von Langfristmodellen. Zwar können moderne Rechenmodelle über Wochen in die Zukunft blicken, doch ist die Treffsicherheit jenseits der 7 bis 10 Tage stark eingeschränkt. Atmosphärische Prozesse sind chaotisch – viele Faktoren lassen sich nicht genau genug vorhersagen. Das bedeutet: Solche Trends liefern allenfalls grobe Tendenzen, aber keine verlässlichen Tagesprognosen.
Die aktuelle Wetterlage zeigt, wie zurückhaltend man mit langfristigen Prognosen umgehen sollte. Zwar deuten viele Modelle einen kühlen, wechselhaften Mai an – doch ob der Sommer tatsächlich auf sich warten lässt, bleibt offen. Sicher ist nur: In den kommenden Tagen bleibt es eher frühlingshaft frisch – von stabiler Sommerwärme ist Deutschland derzeit noch weit entfernt.