Synoptische Übersicht
Die Synoptische Übersicht wird zweimal am Tag von den Meteorologen des Deutschen Wetterdienstes in Offenbach erstellt. Um zu verstehen, was dort geschrieben, sollte man zumindest ein kleines Verständnis für Meteorologie aufbringen.
SXEU31 DWAV 050800 S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T K U R Z F R I S T ausgegeben am Sonntag, den 05.05.2024 um 08 UTC GWL und markante Wettererscheinungen: GWL: Ws Heute im Osten und Süden einzelne markante Gewitter, im Norden gebietsweise windig, an der Nordsee teils stürmisch. Am Montag über der Mitte gebietsweise Starkregen und Gewitter möglich. Im Südosten Bayerns Entwicklung einzelner kräftiger Gewitter (lokal Unwetter). Synoptische Entwicklung bis Dienstag 24 UTC -------------------------------------------------------------- Sonntag... zieht ein Höhentief vom Nordwesten Deutschlands bzw. der Deutschen Bucht über Dänemark hinweg Richtung Kattegat. Damit verbunden ist im Bodendruckfeld das flache Tief GULLA. Dessen teilokkludierte Kaltfront verläuft aktuell in einem Bogen von der Deutschen Bucht über Schleswig-Holstein und Nordostdeutschland bis nach Baden-Württemberg. Während die Front den Nordosten im Tagesverlauf überquert, bleibt sie über dem Südwesten Deutschlands nahezu stationär, da sie rückläufig wird und allmählich in die Warmfront eines weiteren Tiefs (HELGA) vor Cornwall übergeht. Im Frontbereich regnet es teils schauartig verstärkt, aber ohne warnwürdige Mengen. Postfrontal dringt trockenkühle und stabile Luft (T850 hPa um 2 Grad) über NRW und dem nördlichen RLP bis nach Sachsen-Anhalt vor, sodass es dort heute weitgehend trocken bleibt und sich hier und da auch größere Wolkenlücken aufzeigen. Präfrontal ist hingegen feuchtere und leicht instabile Luft wetterbestimmend. Somit sind etwa in einem Streifen von der Pfalz über Nordbayern bis nach Sachsen und das südliche Brandenburg sowie südlich dieser Linie insbesondere am Nachmittag Schauer und einzelne Gewitter zu erwarten. Bei PPW Werten zwischen 20 und 25 mm, etwas Scherung und wenigen hundert J/kg CAPE muss lokal mit markantem Starkregen, stürmischen Böen und evtl. kleinkörnigem Hagel gerechnet werden. Meist werden die Gewitter aber im gelben Warnbereich bleiben. Richtung Alpen ist die Wahrscheinlichkeit für Schauer und Gewitter geringer, da dort eine etwas trockenere Luftmasse vorherrschend ist und bereits leicht antizyklonaler Einfluss eines sich von Westen annähernden Höhenrückens wirksam ist. Einzelne Gewitter sind auch ganz im Norden im Bereich der herumgeholten Okklusion bzw. im Kernbereich des Höhentiefs nicht ausgeschlossen. PPW liegt dort zwar nur bei Werten um 17 mm, aufgrund einer recht langsamen Zuggeschwindigkeit ist aber auch dort Starkregen nicht ausgeschlossen. An der Südflanke des Tiefs frischt der Wind um West im Tagesverlauf auf. Dann sind vor allem vom nördlichen Niedersachsen bis nach Schleswig-Holstein und Mecklenburg Windböen Bft 7 zu erwarten, an der Schleswig-Holsteinischen Nordseeküste sind auch einzelne Sturmböen bis 75 km/h möglich. Die Höchstwerte liegen zwischen 16 und 22 Grad mit den höchsten Werten im Osten und Südosten, im äußersten Nordwesten und entlang der Nordseeküste werden nur Werte um 14 Grad erreicht. In der Nacht zum Montag ziehen Höhen- und Bodentief Richtung Ostsee ab, sodass auch die Niederschläge im Norden allmählich nordostwärts abziehen. Auch in den weiteren Landesteilen kommt es mit dem hereinwandernden Höhenrücken zunächst zu einer Wetterberuhigung und es klart gebietsweise auf. Anfangs sind an der Ostseeküste noch einzelne Böen Bft 7 um West möglich. Über dem Südwesten verläuft noch die schleifende Front des Richtung Ärmelkanal ziehenden Tiefs HELGA, die nun als Warmfront wieder ein wenig weiter nordwärts Richtung südliche Mitte vorankommt. In der Höhenströmung eingelagerte kurzwellige Anteile sorgen für eine Aktivierung der Front, sodass bereits eingangs der Nacht von Südwesten Richtung Mitte ziehende Niederschläge aufkommen. Meist fallen 1 bis 5 mm in 12 Stunden, insbesondere von der Pfalz bis nach Südhessen gibt es in der zweiten Nachthälfte auch Signale für Mengen zwischen 10 und 20 mm in 6 Stunden (deutsche Modellkette). Zudem ist nicht ausgeschlossen, dass sich im Warmsektor vom südlichen BaWü bis nach Bayern einzelne Gewitter entwickeln, die dann vor allem mit markantem Starkregen und Böen der Stärke 7 bis 8 Bft verbunden sein können. Die Tiefstwerte liegen meist zwischen 11 und 7 Grad, im Nordwesten gebietsweise nur um 5 Grad. Montag... zeigt sich das Wetter zweigeteilt. Im Norden und in der nördlichen Mitte bleibt es in der eingeflossenen kühleren und trockeneren Luft weitgehend niederschlagsfrei und gebietsweise zeigt sich auch längere Zeit die Sonne. Richtung Süden hingegen ist eine mildere und zudem feucht-labile Luft wetterbestimmend. Dabei verläuft die Warmfront zum Abend hin etwa vom Rheinland über Mittelhessen bis nach Sachsen. Die nachfolgende Kaltfront des Tiefs HELGA greift am Abend auf den äußersten Südwesten über. Am Okklusionspunkt etwa über dem Rheinland soll sich ein flaches Teiltief bilden. Der Regen über der Mitte nimmt konvektiven Charakter an, wobei auch einzelne eingelagerte Gewitter wahrscheinlich sind. Bei PPW Werten bis 27 mm kann es gebietsweise auch mal stärker regnen bis in den markanten Bereich. Die Kaltfront sollte hingegen mit nicht gewittrigem Regen übergreifen. Interessant wird auch die Lage im Südosten Bayerns. Dort bildet sich durch Überströmen der Alpen zum einen ein Leetief aus. Zum anderen scheint dort zunächst noch längere Zeit die Sonne. So werden dort teilweise bis 800 J/kg CAPE generiert. Es ist davon auszugehen, dass sich am Nachmittag aus den Alpen heraus Schauer und Gewitter entwickeln und über den äußersten Südosten Bayerns nordostwärts ziehen. Da der Wind rückseitig des Leetiefs auf nördliche Richtung dreht, in der Höhe aber südliche Wind vorherrschen, ist auch Richtungsscherung und SRH vorhanden. Insofern ist die Entwicklung von einer oder mehrerer Superzellen nicht ausgeschlossen in Verbindung mit Starkregen, Sturmböen und Hagel bis in den Unwetterbereich hinein. Diese Entwicklung gilt es weiter im Auge zu behalten auch hinsichtlich einer möglichen Vorabinformation Unwetter. In der Nacht zum Dienstag zieht ein weiteres Höhentief von der Bretagne Richtung Mitte Frankreichs, vorderseitig kommt Hebung auf, die auch den Westen und Süden Deutschlands beeinflusst. Die Kaltfront kommt über dem Süden weiter ostwärts voran. Sie mündet über der Mitte in die zurückhängende Okklusion, die sich im Bereich einer flachen Rinne etwa von Nordbayern über Mittelhessen bis zum Niederrhein erstreckt. Im Frontbereich kann es gebietsweise (weiterhin) kräftig regnen. Signale für lokal mehrstündigen Starkregen im markanten Bereich gibt es insbesondere im Bereich der Okklusion/Rinne über der westlichen Mitte. Aber auch über dem Südosten Bayerns ist quasi als Relikt aus den Gewittern, die schließlich verclustern, mehrstündiger Starkregen nicht ausgeschlossen. Im Norden und Nordosten bleibt es trocken und teils aufgelockert bewölkt. Auch im Südwesten trocknet es hinter der Kaltfront ab und die Bewölkung lockert auf. Dienstag... zieht der Kern des Höhentiefs weiter Richtung Löwengolf. Ein Randtrog greift aber mit dynamischer Hebung auf den Süden und die Mitte Deutschlands über. Die Reste der Okklusion sind nach wie vor über Deutschland zu finden und verlaufen etwa (je nach Modell) von Ostbayern über Hessen bis nach NRW, bevor sie sich am Abend und in der Nacht zum Mittwoch allmählich Richtung Alpen verlagert. In deren Umfeld kommt es gebietsweise weiterhin zu Regenfällen, Gewitter sind wenig wahrscheinlich. Gebietsweise können 10 bis 20 mm Regen in 12 Stunden fallen, wobei die Niederschlagsschwerpunkte von den Modellen noch recht unterschiedlich vorhergesagt werden. Im Norden und Osten bleibt es trocken. Bei oft klaren Verhältnissen sinkt die Temperatur in der Nacht vor allem von Schleswig-Holstein bis nach Brandenburg auf Werte zwischen 4 und 1 Grad ab. Somit muss auch teils mit Bodenfrost gerechnet werden. Sonst werden Tiefstwerte zwischen 9 und 5 Grad erwartet. Modellvergleich und -einschätzung -------------------------------------------------------------- Die Entwicklung der Wetterlage und der Niederschläge werden von den Modellen weitgehend übereinstimmend prognostiziert. Unterschiede ergeben sich erst am Dienstag bezüglich der Niederschlagsentwicklung. Warnwürdige Mengen werden aber von keinem Modell gezeigt. Vorhersage- und Beratungszentrale Offenbach Dipl. Met. Johanna Anger