Synoptische Übersicht

Die Synoptische Übersicht wird zweimal am Tag von den Meteorologen des Deutschen Wetterdienstes in Offenbach erstellt. Um zu verstehen, was dort geschrieben, sollte man zumindest ein kleines Verständnis für Meteorologie aufbringen.

SXEU31 DWAV 260800

S Y N O P T I S C H E   Ü B E R S I C H T   K U R Z F R I S T
ausgegeben am Freitag, den 26.07.2024 um 08 UTC


GWL und markante Wettererscheinungen:
BM, zeitweise unterbrochen von SWz
In der Nacht zum Samstag vom Südwesten bis in den Nordosten markanter 
Starkregen, in einem engen Streifen Unwetter. In der Nacht zum Sonntag erneut 
gebietsweise Starkregen, lokal erneut Unwetter möglich.


Synoptische Entwicklung bis Sonntag 24 UTC
--------------------------------------------------------------
Freitag... gibt es eine neue Episode des Films "Täglich grüßt das Murmeltier", 
welches sich in diesem Sommer allerdings als Siebenschläfer entpuppt und womit 
kein länger andauerndes stabiles Hochdruckwetter aufkommen will. So ist es mit 
der Hochdruckherrlichkeit der vergangenen beiden Tage auch schon wieder vorbei, 
weil Hoch GUSTAV, aktuell mit Schwerpunkt über Tschechien und dem östlichen 
Österreich, dem Tief JOHANNA bzw. seinen Ausläufer weichen muss. Dieses Tief 
wird sich mit zwei Wellen am Wochenende über Deutschland breitmachen, womit der 
Hochsommer einmal mehr Pause macht.
Im Detail zeigt sich heute Morgen in der Höhe ein Langwellentrog über dem 
Nordostatlantik, der bis ins nördliche Frankreich, in die Nordsee und bis ins 
westliche Skandinavien reicht. Er bewegt sich nur sehr langsam ostwärts und wird
von Randtrögen umkurvt. Ein Drehzentrum lässt sich knapp südöstlich von Island 
ausmachen, achsensenkrecht darunter befindet sich das Bodentief JOHANNA. Während
dieser Kern bodennah bald verschwindet, übernimmt ein zweiter Kern über Island 
die Regie. Die Warmfront des Tiefs hat den Nordwesten Deutschlands erfasst und 
sorgt dort für zeitweilige Regenfälle, die sich bereits bis auf eine Linie 
Vorpommern - Thüringer Wald - Spessart - Pfalz vorgearbeitet haben und bisher 
Regenmengen von 1 bis 8 l/qm brachten. Die Kaltfront des Tiefs liegt noch knapp 
westlich vor Deutschland.
Ein flacher Randtrog, der rasch von den Britischen Inseln über die Nordsee nach 
Skandinavien schwenkt, treibt das Frontensystem vor allem in seinem nördlichen 
Teil an, während es nach Süden hin zurückhängt und dort im Zusammenspiel mit 
einer Welle über Frankreich ins Schleifen gerät. Die Warmfront wird damit im 
Tagesverlauf den Osten überqueren, während die Kaltfront am Nachmittag von 
Nordwesten nach Deutschland vordringt und dann über der Mitte ausgebremst wird.
Die Niederschläge im Bereich der Warmfront halten sich mit 1 bis 8 l/qm bis zum 
Abend weiterhin in Grenzen. In Schleswig-Holstein, wo Warm- und Kaltfront dicht 
aufeinanderfolgen, fallen bis zum Abend gebietsweise bis zu 10 l/qm.
Im Zusammenhang mit der Kaltfront nimmt die Gewitterbereitschaft leicht zu, weil
in ihrem Bereich etwas ML-CAPE (bis 750 J/kg) generiert wird und der Randtrog 
schwache Hebung auslöst. Auch wenn leichte Scherung vorhanden ist, bleibt der 
Organisationsgrad der Gewitter gering, sodass bei Deckelung bei rund 400 hPa nur
vereinzelt Starkregen und steife Böen Bft 7 vorkommen sollten.
Der Nordwesten (insbesondere die Nordsee, das Emsland und der Niederrhein) 
gelangen abends bereits auf die postfrontale Seite, womit sich die Sonne nochmal
zeigen darf und es dann trocken bleibt.
Präfrontal bleibt es von der Mitte Baden-Württembergs und Bayerns bis in den 
restlichen Süden ebenfalls trocken bei einer Mischung aus dichteren 
Wolkenfeldern (hauptsächlich Vormittag und Mittag) und zeitweiligem Sonnenschein
(vor allem nachmittags).
Der Wind weht abseits von Schauern und Gewittern schwach bis mäßig, im 
Nordwesten nachmittags böig auffrischend aus West bis Süd.
Die Temperaturen steigen auf 19 bis 25 Grad im Norden und Westen und auf 23 bis 
29 Grad sonst. Am wärmsten wird es ganz im Süden, wo noch die wärmere 
subtropische Luftmasse liegt.

In der Nacht zum Samstag schwenkt ein weiterer Randtrog von den Britischen 
Inseln in die Nordsee. Es führt ein stärkeres Hebungsgebiet (vornehmlich PVA, 
nur geringe WLA) von Frankreich über die Mitte Deutschlands nach Nordosten. 
Daran gekoppelt wird nicht nur die erste Welle, sondern auch sich 
intensivierende Niederschläge im Bereich der wellenden Front zu uns geführt. 
Zunächst gibt es eingangs der Nacht an der Kaltfront etwa von der Ostsee bis zum
Harz noch einzelne Schauer und Gewitter, wobei Starkregen und steife Böen rasch 
seltener werden. Diese Konvektion klingt in der zweiten Nachthälfte mangels 
Support durch die Sonne oder eines Randtrogs weitgehend ab.
Dann richtet sich der Blick mehr und mehr auf die Welle und ihre Niederschläge. 
Zuerst wird Rheinland-Pfalz und die Eifel davon erfasst, bevor sich die 
Regenfälle im weiteren Verlauf über Franken, Hessen, dem südöstlichen 
Niedersachsen, Thüringen und Sachsen-Anhalt bis nach Sachsen, Brandenburg und 
Vorpommern ausbreiten. Die Regenmengen betragen gebietsweise 20 bis 35, in einem
engen Streifen bis um 50 l/qm (Unwetter) in wenigen Stunden.
Wo genau dieser recht eng begrenzte Streifen mit den stärksten Niederschlägen 
bis in den Unwetterbereich verläuft, darüber sind sich die Modelle noch uneinig.
Die deutsche Modellkette und UK10 legen ihn auf eine Linie südliche Eifel - 
Nordhessen - Berlin. EZMW und GFS prognostizieren ihn etwas weiter südlich. Vom 
Warnmanagement her sollte daher als Grundlage eine markante Warnung vor 
Starkregen auf recht breiter Basis gelegt werden, in die eingebettet bei 
größerer Modellsicherheit oder durch Nowcasting Unwetterwarnungen draufgesetzt 
werden können.
Zudem sind insbesondere am Südrand des Niederschlags im Grenzbereich zur 
wärmeren Luft örtlich Gewitter möglich, bei denen es stellenweise bis um 20 l/qm
in kurzer Zeit geben kann.
Nördlich der wellenden Front ist die Schichtung in einfließender kühlerer 
Meeresluft stabiler, sodass es dort bis auf ganz vereinzelte Schauer an der 
Nordsee trocken bleibt und die Wolken häufig auflockern. Ebenso bleibt es 
südlich der Front zunächst trocken bei einigen Auflockerungen, in der zweiten 
Nachthälfte können sich aber am Alpenrand einzelne Schauer oder kurze Gewitter 
bilden (schwache Hebung bzw. Mikrorandtrog an der leicht flatternden 
Höhenströmung). Starkregen ist dabei nur gering wahrscheinlich.  
Die Temperaturen sinken auf 17 bis 13, im Nordwesten auf 16 bis 11 Grad.


Samstag... ziehen Randtrog und erste Welle bald nach Nordosten ab.
Am Vormittag bringt sie aber vom Berliner Raum bis zur Oder noch zeitweilige 
Starkregenfälle, die lokal immer noch unwetterartig sein können. Auch in der 
Mitte regnet es vormittags in einem engen Steifen (Saarland bis Sachsen, im 
Bereich der Front bzw. Luftmassengrenze) etwas, genauso wie sich letzte schwache
Schauer am Alpenrand halten können. An den Küsten gibt es sogar den ganzen Tag 
über vereinzelt leichte Schauer.
In den anderen Gebieten ist es heiter bis wolkig und trocken.
Am Nachmittag kommt dann jedoch eine zweite Welle von Frankreich her auf den 
Südwesten zu. Diese ist ebenfalls an einen Randtrog gekoppelt, der allerdings 
schärfer ist als sein Vorgänger. Er zieht von westlich der Britischen Inseln bis
in die Abendstunden bis nach Benelux, sodass nachmittags in Rheinland-Pfalz, dem
südlichen NRW, Hessen und dem westlichen Baden-Württemberg neue schauerartige 
Regenfälle einsetzen. Diese werden erneut vor allem am Südrand von einzelnen 
Gewittern und lokalem Starkregen begleitet sein.
Darüber hinaus können am Nachmittag aus den Alpen heraus vereinzelte Schauer und
Gewitter auf Deutschland übergreifen, wobei die stärksten Entwicklungen jedoch 
inneralpin bleiben sollten.
Der Wind schwach bis mäßig aus häufig westlichen Richtungen.
Die Höchsttemperaturen liegen zwischen 20 und 25 Grad im Norden und Westen und 
zwischen 26 und 32 Grad im Süden und Südosten.

In der Nacht zum Sonntag wandert der Randtrog in den Norden Deutschlands und 
bringt ordentlich Hebung mit (hauptsächlich durch PVA). Außerdem führt er die 
zweite Welle über die Mitte Deutschlands hinweg nach Nordosten. 
Die sich damit ausbreitenden schauerartigen Regenfälle erfassen weite Teile 
Deutschlands, ausgenommen bleibt nur der äußerste Norden. Die Regenmengen liegen
zwischen 0,5 und 10, gebietsweise bei 10 bis 25 und strichweise sogar bei 25 bis
40 l/qm in wenigen Stunden (Unwetter-Starkregen).
Zudem treten vor allem nach Süden hin einzelne Gewitter mit lokalem Starkregen 
über 15 l/qm in kurzer Zeit und einzelnen steifen Böen Bft 7 auf.
Ansonsten weht der Wind nur schwach aus unterschiedlichen Richtungen.
Im äußersten Norden ist es teils aufgelockert, in der zweiten Nachthälfte kommen
an der Nordsee mit dem Trog aber auch Schauer oder kurze Gewitter auf.
Die Tiefsttemperaturen liegen zwischen 19 und 13, im Nordwesten zwischen 17 und 
10 Grad.

Sonntag... überquert der Randtrog rasch Deutschland, dahinter gelangen wir bald 
in den Einflussbereich eines in die Nordsee sich aufwölbenden Rückens.
Die wellende Front zieht sich dadurch immer weiter in den Osten und Süden zurück
bzw. verlässt Deutschland am Nachmittag.
Bis zum Mittag fällt im Osten und Süden noch zeitweise Regen mit Mengen von 0 
bis 10, bei letzten lokalen Verstärkungen bis etwa 15 l/qm. Am Nachmittag ist 
nur noch der äußerste Osten mit schwachen Schauern dabei (1 bis 3 l/qm) und der 
Alpenrand, wobei es dort auch wieder Gewitter mit örtlichen Starkregen und 
einzelnen steifen Böen geben kann.
Ansonsten setzt sich mehr und mehr die Sonne durch und es bleibt trocken.
In der nun überall einfließenden etwas kühleren Meeresluft liegen die 
Höchstwerte bei 19 Grad im Norden bis 27 Grad im Süden.

In der Nacht zum Montag kommt der Rücken ein wenig nach Osten voran und stützt 
das neue Bodenhoch, das seinen Schwerpunkt von den Britischen Inseln nach 
Deutschland verlagert.
Damit bleibt es überall trocken bei größeren Auflockerungen.
Bei schwacher Luftbewegung kann es insbesondere im Norden stellenweise Nebel 
geben.
Die Temperaturen gehen auf 14 bis 7 Grad zurück, etwas milder bleibt es an den 
Küsten und auf einigen höheren Bergen oberhalb der Absinkinversion.


Modellvergleich und -einschätzung
--------------------------------------------------------------
Die Modelle simulieren die Großwetterlage sehr ähnlich.
Bei der ersten Welle in der Nacht zum Samstag werden auch die Niederschläge und 
vor allem ihre Schwerpunkte schon recht einheitlich vorhergesagt. Bei der 
zweiten Welle in der Nacht zum Sonntag gibt es bezüglich der räumlichen 
Ausbreitung zwar ebenfalls Übereinstimmung, allerdings deutliche Unschärfen in 
den Schwerpunkten. 

Vorhersage- und Beratungszentrale Offenbach
Dipl. Met. Simon Trippler
Schaltfläche "Zurück zum Anfang"