Ostfriesland

Ostfriesland, die nordwestlichste Region Niedersachsens an der Nordseeküste, ist aufgrund ihrer Lage zwischen Meer und Binnenland besonders anfällig für extreme Wetterereignisse. In den vergangenen Jahren haben schwere Unwetter darunter Starkregen, Stürme, Gewitter, Tornados und Sturmfluten die Region wiederholt heimgesucht. Diese Naturereignisse haben erhebliche Schäden verursacht, die Infrastruktur lahmgelegt und die Einsatzkräfte gefordert. Dieser Artikel bietet einen Rückblick auf einige der markantesten Unwetter in Ostfriesland der letzten Jahre.

Am 17. Mai 2010 zog eine heftige Sturmfront über Ostfriesland, die besonders den Landkreis Leer traf. Wolkenbruchartiger Regen mit bis zu 40 Litern pro Quadratmeter, begleitet von Hagel und Sturmböen bis 100 km/h, führte zu überfluteten Straßen und vollgelaufenen Kellern. In Leer mussten Schulen schließen, und der Bahnverkehr zwischen Bremen und Leer wurde durch umgestürzte Bäume unterbrochen. Ein Blitzeinschlag in Itterbeck löste einen Brand aus, bei dem eine Person eine Rauchgasvergiftung erlitt. Die Feuerwehr sprach von einer „brisanten Wettersituation“, die die Region unvorbereitet traf.

Am 22. Juli 2017 fegten schwere Gewitter über Ostfriesland und hinterließen Chaos. Im Landkreis Aurich prasselten Wassermengen herunter, die „seit 20 oder 30 Jahren nicht mehr gesehen“ wurden, so ein Feuerwehrsprecher. In Großefehn kam ein 48-jähriger Autofahrer bei Starkregen von der Straße ab, prallte gegen einen Baum und starb. Die Feuerwehren waren im Dauereinsatz, um überflutete, Keller auszupumpen und umgestürzte Bäume zu beseitigen. Besonders in Emden und Leer sorgten Blitzeinschläge und Sturm für Schäden, doch die Stadt Oldenburg blieb weitgehend verschont.

Am 28. September 2019 zog ein seltener Tornado durch Burhafe im Landkreis Wittmund. Videos von Anwohnern zeigten einen beeindruckenden Wirbelsturm, der glücklicherweise größtenteils über freies Gelände zog und keine größeren Schäden anrichtete. Der Deutsche Wetterdienst bestätigte das Ereignis, das als F1-Tornado mit Windgeschwindigkeiten bis zu 150 km/h eingestuft wurde. Es war ein frühes Zeichen für die zunehmende Gefahr konvektiver Wetterphänomene in der Region.

Am 16. August 2021 hinterließ ein mittelschwerer F2-Tornado eine Schneise der Verwüstung in Großheide (Kreis Aurich). Mit geschätzten Drehgeschwindigkeiten von 180 bis 250 km/h beschädigte der Wirbelsturm über 50 Häuser, fünf davon wurden unbewohnbar. Dächer wurden abgedeckt, Fahrzeuge umgestürzt, und zahlreiche Bäume entwurzelt. Rund 100 Feuerwehrkräfte waren die ganze Nacht im Einsatz, um Straßen freizuräumen und Gebäude zu sichern. „Es war ein blankes Chaos“, beschrieb ein Feuerwehrsprecher die Lage. Erstaunlicherweise gab es keine Verletzten. Der DWD bestätigte den Tornado anhand von Augenzeugenberichten und Videos – ein seltenes Ereignis für Deutschland.

Am 21. Dezember 2023 brachte das Orkantief „Zoltan“ schwere Sturmböen bis 120 km/h an die Ostfriesische Küste. In Emden stürzten Bäume auf Autos und Gehwege, während auf den Inseln wie Norderney Böen von 126 km/h gemessen wurden. Eine Sturmflut mit Pegeln bis zu 2,26 Metern über dem Normalwert setzte Teile der Küste unter Wasser. Die Feuerwehr verzeichnete über 80 Einsätze allein in Ostfriesland, und der Bahnverkehr kam regional zum Erliegen. Die Nähe zu Weihnachten erschwerte die Lage für viele Reisende.

Am 13. August 2024 zog eine extreme Gewitterfront über Ostfriesland, mit über 10.000 Blitzen in einer Stunde im Landkreis Aurich. Starkregen mit bis zu 60 Litern pro Quadratmeter in wenigen Minuten überflutete Straßen und ein Pflegeheim in Aurich musste evakuiert werden. In Apen stürzte ein Baum auf eine Bahnoberleitung, wodurch der Zugverkehr zwischen Leer und Bad Zwischenahn für Stunden lahmgelegt wurde. Die Feuerwehr rückte zu über 200 Einsätzen aus, um Wassermassen aus Krankenhäusern, Tankstellen und Einkaufszentren abzupumpen. Glücklicherweise gab es keine Verletzten, doch die Schäden waren beträchtlich.
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