
Schwere Gewitterlage in Süddeutschland, darum wird es gefährlich.
Am heutigen Mittwoch, dem 4. Juni 2025, droht insbesondere im Süden Deutschlands eine markante Schwergewitterlage. Vor allem in Bayern und Baden-Württemberg wird ab dem späten Nachmittag bis in die Nacht hinein mit teils extremen Gewittern gerechnet. Meteorologen der Meteoleitstelle warnen vor einer Kombination aus sehr feuchter, heißer Luft und einer ausgeprägten Dynamik in der Atmosphäre – ein gefährlicher Cocktail, der Hagel, Orkanböen und Starkregen im Gepäck hat.

„Das ist eine richtige Waschküche, die sich da zusammenbraut“, beschreibt Angelo D Alterio von der Meteoleitstelle die aktuelle Wetterlage.
Subtropische Warmluft liefert die Energie
Bereits im Tagesverlauf machte sich die Zufuhr subtropischer Warmluft bemerkbar. In vielen Regionen im Süden Deutschlands wurden Temperaturen zwischen 25 und knapp 30 Grad gemessen. Gleichzeitig sind die Taupunktwerte – ein Maß für die Feuchtigkeit – ungewöhnlich hoch und sorgen für eine drückende Schwüle.

„Solche Werte hatten wir dieses Jahr noch nicht“, ergänzt D Alterio. Diese feuchte Warmluft bildet den Treibstoff für die bevorstehenden Gewitter. Sie ist labil geschichtet, das heißt: wärmere Luft liegt unter kühlerer Luft in der Höhe, was einen starken Auftrieb fördert.
Explosiver Mix aus CAPE und Windscherung
Besonders kritisch wird die Lage durch die Tatsache, dass zur energiereichen Luft auch noch starke Höhenwinde hinzukommen. Während am Boden mäßiger Südostwind herrscht, ziehen in höheren Luftschichten kräftige Südwestwinde mit Sturmstärke heran. Dadurch entsteht eine markante Windscherung – der Wind ändert mit zunehmender Höhe seine Richtung und Geschwindigkeit.

„Die Kombination aus hoher Gewitterenergie und ausgeprägter Windscherung erhöht die Gefahr für langlebige und schwere Gewitterzellen“, erklärt Angelo D Alterio weiter.
Dies begünstigt die Bildung sogenannter Superzellen – rotierende Gewitter, die zu den gefährlichsten Wetterphänomenen zählen. Diese können über Stunden hinweg aktiv bleiben und dabei Hagel, orkanartige Böen und sintflutartige Regenfälle verursachen.
Drucksysteme in großer Höhe als zusätzlicher Motor
In der Höhe wirken derzeit zwei gegensätzliche Druckgebilde zusammen: Ein mächtiger Höhenrücken über Südosteuropa transportiert heiße Luft nach Mitteleuropa, während von Westen her ein Höhentrog mit kühler Luft und tiefem Druck vorrückt. Dieses Zusammenspiel sorgt für kräftige Südwestwinde in der Höhe und verstärkt den Aufstieg der feuchten Warmluft.
Im Alpenvorland sorgt der Föhn zeitweise noch für sonnige Abschnitte. Doch dieser Föhnwind kann schlagartig zusammenbrechen, was zusätzlich für Sturmgefahr auch ohne Gewitter sorgen kann.
Abendliche Entwicklung: Mögliche Gewitterlinie und MCS
Im Laufe des späten Nachmittags und Abends wird sich die Lage zunehmend zuspitzen. Zunächst entstehen einzelne kräftige Gewitterzellen im Bereich Schwarzwald, Schwäbische Alb und Alpen. Diese Zellen ziehen dann ost- bis nordostwärts und können sich im weiteren Verlauf zu größeren Gewitterkomplexen, sogenannten mesoskaligen konvektiven Systemen (MCS), zusammenschließen.
„Spätestens am Abend rechnen wir mit einer gefährlichen Gewitterlinie, die weite Teile Süddeutschlands erfassen kann“, so Angelo D Alterio.
Ein solches MCS kann ganze Regionen gleichzeitig mit schweren Unwettern überziehen und bis weit nach Mitternacht aktiv bleiben.
Zu erwartende Gefahren im Überblick
Die Meteoleitstelle und weitere Wetterdienste erwarten heute folgende Unwettergefahren:
- Großhagel: Hagelkörner von 5 cm, vereinzelt sogar bis 8 cm Durchmesser sind möglich. Solche Eiskugeln können erhebliche Schäden an Fahrzeugen, Dächern und Pflanzen anrichten.
- Sturm- und Orkanböen: In Verbindung mit den Gewittern sind Böen um 100 km/h, örtlich sogar über 120 km/h zu erwarten. Diese Böen können Bäume entwurzeln und Dächer abdecken.
- Heftiger Starkregen: In kurzer Zeit können mehr als 40 Liter Regen pro Quadratmeter fallen, was zu Überflutungen auf Straßen und in Kellern führen kann.
- Mesoskalige Gewitterkomplexe: Sollte sich ein MCS bilden, drohen flächige Unwetter mit anhaltendem Starkregen und Sturmböen, die bis tief in die Nacht andauern könnten.
Eine außergewöhnliche Lage für Anfang Juni
Meteorologen betonen, dass diese Konstellation für Anfang Juni alles andere als alltäglich ist. „Eine derart brisante Kombination aus feucht-warmer Luft und dynamischer Unterstützung in der Höhe erlebt man in Süddeutschland nicht jedes Jahr“, resümiert Angelo D Alterio.
Zwar bleibt der Nordwesten Deutschlands von dieser Gewitterlage weitgehend verschont, doch in Bayern und Baden-Württemberg steht am heutigen Mittwoch ein hochgradig unruhiger Abend bevor. In der zweiten Nachthälfte ziehen die Gewitter voraussichtlich nach Osten ab, während kühlere Luft nachfolgt und die Lage allmählich beruhigt.
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