Der Polarwirbel, ein großes Gebiet von niedrigem Druck und kalter Luft, umkreist die polaren Höhen der Erde und ist ein prägender Faktor für das Winterwetter in den mittleren und höheren Breitengraden. Die Dynamik dieses Phänomens und seine Auswirkungen auf unser Wetter sind faszinierend und komplex.
Was ist der Polarwirbel und wie beeinflusst er das Wetter?
Der Polarwirbel besteht aus zwei Hauptteilen: einem stratosphärischen und einem troposphärischen. Der stratosphärische Polarwirbel befindet sich etwa 10 bis 50 Kilometer oberhalb der Erdoberfläche. Er bildet sich in Reaktion auf die im Winter extrem niedrigen Temperaturen im Polargebiet und die resultierende Temperaturdifferenz zwischen dem Äquator und den Polen.
Dieser Hochgeschwindigkeitswind, der gewaltige Mengen kalter Luft um das Polgebiet herumführt, hat eine bedeutende Auswirkung auf das Wetter in den mittleren Breiten. Normalerweise hält der starke stratosphärische Polarwirbel die kalten Luftmassen über den Polen konzentriert und verhindert somit, dass sie in mittlere Breiten abströmen.
Die Bedeutung von Major Warming
Wenn es jedoch zu einem plötzlichen Wärmeereignis in der Stratosphäre kommt, bezeichnet man dies als “Major Warming”. Dieses Ereignis führt dazu, dass die Temperatur innerhalb des Polarwirbels rapide ansteigt und seine Zirkulationsmuster sich abschwächen oder gar umkehren. Die Auswirkungen eines solchen Ereignisses machen sich meist erst einige Wochen später in der Troposphäre bemerkbar, wo sich das Wetter, wie wir es erfahren, ereignet.
Obwohl ein Major Warming nicht ungewöhnlich ist und ungefähr alle zwei Jahre vorkommt, wie auch im Februar 2023 beobachtet, sind dessen Konsequenzen nicht zu unterschätzen. Die darauffolgende Destabilisierung des Polarwirbels kann zu dem führen, was als “Arctic Outbreak” bekannt ist.
Arctic Outbreak – die Kälte breitet sich aus
Ein “Arctic Outbreak” ist ein Wetterphänomen, das auftritt, wenn der schwächere Polarwirbel die kalte Polarluft nicht mehr effektiv zurückhalten kann. Diese kalten Luftmassen dringen dann südwärts in die mittleren Breiten ein und bringen oft ungewöhnlich tiefe Temperaturen und winterliche Bedingungen mit sich. Während einige Regionen unter extremem Schneefall und frostigen Temperaturen leiden können, ist es wichtig zu betonen, dass ein Major Warming nicht zwangsläufig zu einer sofortigen Kältewelle führt.
Die Wetterprognosen für die kommenden Wochen deuten darauf hin, dass der Polarwirbel an Form und Struktur verliert, was den Weg für kältere Bedingungen in Europa offenlassen könnte. Die damit einhergehende erhöhte Wahrscheinlichkeit für winterliche Wetterlagen wird oft missinterpretiert – sie bedeutet keine Garantie für extreme Kälteeinbrüche.
Dennoch, die Chance auf einen sogenannten “Märzwinter”, bei dem der abgeschwächte Polarwirbel winterliche Bedingungen zurückbringt, bleibt bestehen. Besonders relevant ist dies, da einige der beobachteten Wettermodelle diese Möglichkeit unterstützen.
Zusammengefasst ist der Polarwirbel ein Schlüsselelement unseres globalen Klimasystems, dessen Schwankungen erheblichen Einfluss auf die Wetterbedingungen in den mittleren bis hohen Breiten haben können. Seine Überwachung und das Verständnis seiner Dynamik sind entscheidend für die Vorhersage von Wetterereignissen, die unser tägliches Leben beeinflussen.